Ein leises Adíos

MADRID

Madrids Nachtleben ist längst nicht mehr das, was es einmal war. „Madrid me mata!“ – „Madrid bringt mich um“ – hieß einst das Schlagwort, das Spaniens Hauptstadt und ihre „La Movida“ weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt machten. Nun hat die Krise auch das Nachtleben nicht unbeschädigt gelassen.

Im Sommer schloss mit El Nasti einer der bekanntesten Clubs für Indie-Live-Musik nach 13 Jahren. „Neue Regelungen für die erlaubte Besucherzahl, das gesetzliche Rauchverbot, steigende Steuern […] In Madrid leben zu wollen, wird immer schwieriger […] letztendlich haben wir das Leben verloren“, hieß es in einer Abschiedserklärung.

Es ist eine Mischung aus immer strikteren Gesetzen und neuen Gebühren sowie die Erhöhung der Mehrwertsteuern für kulturelle Veranstaltungen um 13 Prozent, mit der eine bankrotte Stadtverwaltung und eine klamme Regierung versuchen, dort abzuschöpfen, wo sich noch etwas bewegte. Hinzu kommt die Arbeitslosigkeit. Mehr als die Hälfte aller jungen Spanier sind ohne Job. Wen wundert es da, dass der Verkauf von alkoholischen Getränke seit 2008 um 53 Prozent und von Softdrinks um 42 Prozent zurückging?

Insgesamt sanken die Einnahmen um mehr als die Hälfte. 3.000 Arbeitsplätze gingen allein in der Hauptstadtregion verloren.

600 Diskotheken und Säle haben in Spanien die Jalousie für immer heruntergelassen. Allein in Madrid sind es um die 100.

REINER WANDLER