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: Der Erlebniskopierer

Das Kopieren hat keinen guten Ruf, Praktikanten können das bestätigen. Jedoch wird dieses Pauschalurteil der komplexen Thematik des Vervielfältigungsprozesses nicht vollständig gerecht. Völlig vernachlässigt in der öffentlichen Diskussion ist die Vervielfältigung im Kiosk um die Ecke. Dabei tobt hier das pralle Leben.

Es beginnt unspektakulär. „Kann ich Ihnen helfen?“, fragt der junge Verkäufer in Tarnjacke. Auf den geäußerten Kopierwunsch reagiert er entgegenkommend: „Gerne!“ Bei eventuellen Problemen stehe er natürlich zur Verfügung, betont er, nach kompetenter Einweisung in technische Feinheiten.

An die Arbeit also, als weitere Kundschaft eintritt: Vier Heranwachsende mit Dschungelkämpfer-Oberbekleidung und XXL-Hosen, die für acht reichen würden. Offensichtlich sind sie alte Bekannte: „Alder, was geht?“, tönt es Richtung Kasse. Der Verkäufer ist nicht wiederzuerkennen: „Frach nich, Digger. Die Bullen ham mein Cousin eingelocht. Wenn ich das Schwein erwische, das ihn verpfiffen hat. Den mach ich krass platt. Ich schwör!“

Mittlerweile ist der Kopiervorgang beendet, Mutation zurück: „Das macht dann einsdreißig, bitte.“ „Bitte sehr.“ „Danke.“ „Danke auch.“ „Gerne.“ „Tschüß.“ „Tschüß und schönen Tag noch.“ „Ebenso.“

Kopieren kommt ganz schön krass. THORSTEN STEER