Hasenlandesminister

Erst begeisterte Umweltminister Uhlenberg (CDU) die Bauernschaft, jetzt erobert er die Herzen der Jäger

Weil der nordrhein-westfälische Umweltminister Eckhard Uhlenberg (57) in Werl einen Bauernhof betreibt, hat er die Interessen seiner Zunft sowieso immer im Auge. „Naturschutz mit Augenmaß“ nennt er seine Arbeitsmaxime und das bedeutet etwa das Ende des Verbandsklagerechts für Naturschutzverbände. Der Naturschutzbund NABU hat deshalb kritisiert, der Umweltminister „holt die Schere raus“. Nun hat Uhlenberg auch noch seine Flinte rausgeholt.

Die Jagd, sagte Uhlenberg jetzt vor der Kreisjägerschaft in Remscheid, sei „etwas ganz Natürliches“ – „sie darf und soll auch Freude machen“. Besonders die Hasenjagd. Denn: „Jeder geschossene Hase landet im Kochtopf und wird einer sinnvollen Verwertung zugeführt“. Mit 160.000 erlegten Mümmelmänner pro Jahr sei Nordrhein-Westfalen „Hasenland Nr.1“ – die Feldbewohner müssten „schnellsten“ von der Roten Liste der gefährdeten Arten genommen werden.

Uhlenbergs Waidmanns Heil blieb freilich nicht aufs Langohr beschränkt. Die Bejagung der Rehe müsse entbürokratisiert werden. Auch Fuchs, Steinmarder und Rabenkrähe sollen die Jäger in Zukunft verstärkt „mit Flinte und Falle“ zu Leibe rücken. Denn nicht nur Artenschutz sei ein „legitimes Anliegen“, genauso legitim sei der Wunsch des Jägers nach bejagbarem Niederwild.

Immer lauter blies der Umweltminister in Remscheid in sein Jagdhorn: Feuer frei wünscht er sich auch bei Graugänsen, Ringeltauben und Rabenkrähen, denn sie richteten jährlich Millionenschaden in der Landwirtschaft an. In den Jagdkatalog gehöre auch der „invasive Neubürger Nilgans“. Und mit einer neuen Verordnung, soll unter bestimmten Voraussetzungen auch der Kormoran geschossen werden dürfen.

Für NABU-Landesvorsitzenden Josef Tumbrinck ist Uhlenbergs Jagdfieber nicht weniger als „ein eklatanter Verstoß gegen die EU-Vogelschutzrichtlinie“. Hingegen glaubt Michael Knaup, Geschäftsführer des Ökologischen Jagdvereins NRW, Minister Eckhard Uhlenberg steckt in einem gewissen „Zwiespalt“: Er müsse sowohl die Interessen der Landwirte als auch die der Jäger im Auge haben. Den Bauern trete der Minister vielleicht zu selten auf die Füße. Den Jägern aber auch nicht mehr: Die meisten jagdreformerischen Ansätze Uhlenbergs findet Öko-Jäger Knaup durchaus akzeptabel.HUBERTUS GÄRTNER