Bahn will bei Stuttgart 21 pünktlich sein

S 21 Der neue Knotenpunkt soll laut Konzern in 14 Jahren fertig sein. Doch Baden-Württemberg hat Zweifel

STUTTGART taz | Der Zeitplan der Bahn für den Bau von Stuttgart 21 ist eng gestrickt – zu eng angesichts langwieriger demokratischer Prozesse bei der Genehmigung weiterer Projektabschnitte, meint der grüne Landesverkehrsminister Winfried Hermann. „Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass der Fertigstellungstermin 2021 eingehalten wird“, sagte er in Stuttgart nach der halbjährlichen Sitzung des S-21-Lenkungskreises am Freitagabend.

Einer der Gründe für die vorhergesagte Verzögerung ist der Bürgerprotest: Hermann erwartet für eines der noch ausstehenden Planfeststellungsverfahren für die Flughafenanbindung 60.000 Einwendungen von Bürgern und Behörden. Diese abzuarbeiten brauche mehr Zeit, als die Bahn annehme.

Weiterer Dissens herrscht bei der Frage, wer die neuen Mehrkosten von 1,5 Milliarden bezahlt. Erstmals haben am Freitag alle Projektpartner die Kostenerwartung von 5,987 Milliarden Euro statt der bisher avisierten 4,5 Milliarden durch einen Beschluss als Realität anerkannt. Hermann: „Es gibt Anzeichen, dass man die Zahl schon zum Volksentscheid hätte kennen können.“ Der hat im November 2011 stattgefunden und wäre durch eine geänderte Kostenerwartung vielleicht anders ausgefallen.

Die Partner der Bahn wollen keinen Cent der Mehrkosten übernehmen. Volker Kefer, Infrastrukturvorstand der Bahn: „Wenn Land und Stadt sagen, sie zahlen nicht, heißt das nicht, dass die Bahn auf das Geld verzichten muss.“

An 26 Baustellen wird bereits gearbeitet. Für den Bau des Tiefbahnhofs wartet die Bahn laut Stuttgarter Nachrichten dringend auf die Genehmigung zum Abpumpen einer gestiegenen Grundwassermenge. Sei diese bis Mitte 2014 nicht erteilt, werde man den Tiefbahnhof unterhalb des Wasserspiegels betonieren müssen. LENA MÜSSIGMANN