Jack Bauer lebt!

Seit Montag wissen wir alles. Die fünfte Staffel der TV-Serie „24“ ist gelaufen – und das nicht nur in den USA

Warnung: Dieser Artikel könnte Ihnen die Freude an der Betrachtung der Serie „24“ verderben, wenn sie im deutschen Fernsehen läuft. Lesen Sie also nicht weiter.

So, jetzt sind wir unter uns.

Es ist illegal. Und es ist großartig: ein Triumph der Globalisierung. Jeden Montagabend lief im letzten halben Jahr die neueste Folge der TV-Serie „24“ im amerikanischen Fernsehen. Und am nächsten Morgen war sie bereits auf dem Rechner eines jeden technisch kompetenten Fans weltweit. Amerikanische Fans schnitten die Episoden digital mit und verteilten die Filme über das BitTorrent-Netzwerk. Jeder, der hier mittauschte (es waren jeden Dienstag über hunderttausend), machte sich strafbar. Kostenlos erschlich er sich urheberrechtlich geschütztes Material.

Wer „24“ kennt, weiß: Es handelt sich dabei vielleicht um eine Straftat. Aber eigentlich geht es um einen übergesetzlichen Notstand. Denn hat man einmal eine Episode gesehen, muss man wissen, wie es weitergeht. Koste es, was es wolle.

Und so wissen die Fans weltweit, dass diesmal nicht irgendwelche Terroristen aus obskuren Staaten die USA in den Abgrund reißen wollten – diesmal war es der Präsident selbst. Klar, das ist alles Fiktion. Aber auch die Fiktion eines Krimis muss sich in einem von der Realität bestimmten Rahmen bewegen, damit der Zuschauer sie gerade noch akzeptieren kann. Das sollte George W. Bush zu denken geben.

Im Januar startet die sechste Staffel in den USA. Wahrscheinlich muss sich dann auch der internationale Fan nicht mehr strafbar machen, wenn er schnellstmöglich wissen will, wie es weitergeht. Die Produktionsfirma Fox hat gerade damit begonnen, aktuelle Episoden über das populäre Video-Portal myspace.com zu verkaufen – für jeweils 1,99 US-Dollar. Ein zeitgemäßer Weg, Jack Bauer zu legalisieren. Wer hätte gedacht, dass so etwas möglich sein könnte?