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Wer spricht von Tätern?

betr.: „Ein neuer Betroffenheitsjournalismus“, Kommentar von Bettina Gaus, taz vom 18. 5. 06

Die BND-Affäre hat einen Berufsstand aufgeschreckt, daran ist nicht zu rütteln. Denn ein paar Journalisten sind davon betroffen. Flugs werden die Bespitzelten zu „Opfern“ stilisiert, oder sie tun dies gleich selber: Von einem „Skandal“ redet Bettina Gaus, und deshalb flamme „Empörung … in den Redaktionsstuben“ auf.

Bemerkenswert an dieser Betrachtungsweise aber ist, dass niemand von Tätern spricht … Der Skandal ist doch nicht, dass ein paar Edelfedern von Kollegen im Auftrag eines Geheimdienstes beobachtet wurden – das wird angesichts des herrschenden Zynismus in diesem Berufszweig womöglich sogar als karrierefördernd abgebucht. Das Desaster für einen ganzen Berufsstand sind die Täter, die in den oder für die bestbezahlten Redaktionen der Republik arbeiten! Denn es ist eine illustre Liste. Darauf stehen Journalisten, die freiwillig Kollegen für Geld bespitzelt, denunziert, verpetzt haben … Im Übrigen – ob sie oder andere es weiter tun, weiß keiner.

Johannes Winter, Frankfurt/Main

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