Waffenruhe in Dili

Nach dem Einmarsch australischer Truppen ist die Lage in der Hauptstadt Osttimors aber nach wie vor kritisch

CANBERRA taz ■ Wie Luftwaffengeneral und Armeechef Angus Houston am Freitag in Canberra erklärte, ist nicht klar, wer in Osttimor derzeit die politische Kontrolle hat. Auch mehrere Vertreter australischer Medien meldeten, in der Hauptstadt Dili herrsche ein „Machtvakuum“. Offenbar nehmen die rund 800 Mitglieder der osttimoresischen Armee weder von Präsident Xanana Gusmao noch von Premierminister Mari Alkatiri Befehle an. Wie Gusmaos Frau Kirsty im australischen Rundfunk meinte, hat der Präsident das Vertrauen in den Regierungschef verloren.

Laut Houston ist die Situation in Dili nach der Landung von 130 australischen Elitesoldaten am Donnerstag „ruhiger aber immer noch gefährlich“. Doch auch am Freitag kam es zu Scharmützeln. Überhaupt ist nach Meinung australischer Journalisten in Dili zunehmend unklar, wer gegen wen kämpft. In der Nähe des Polizeihauptquartiers wurden neun unbewaffnete Polizisten offenbar von Soldaten der regulären Armee erschossen. Die Soldaten gehören nicht zur Gruppe von 600 ehemaligen Wehrleuten, die vor Wochen unehrenhaft entlassen wurden, nachdem sie desertiert waren. Die Aufständischen werfen Premierminister Alkatiri vor, sie wegen ihrer ethnischen Herkunft bei Beförderungen nicht beachtet zu haben. URS WÄLTERLIN