Kidnapping linker Sekte?

GROSSBRITANNIEN Neues von den drei Entführten

LONDON taz | Nach den Schlagzeilen der letzten Woche über die Befreiung von drei Frauen, die in London einen 30-jährigen Sklavenzustand entkamen, ensteht langsam ein Bild über einige der Zusammenhänge. Der Mann, Aravindan Balakrishnan, 73, welcher die Frauen angeblich unter seiner Kontrolle hatte, ist als ehemaliges Mitglied des nationalen Komitees der britischen kommunistischen Partei bekannt. 1974 gründete er die linke Splittergruppe „Arbeiterinstitut Marxistisch-leninistisch-maoistischer Philosophie“, deren Mitglieder in Hauskollektiven lebten und selbst unter Linken als extrem galten. Die Gruppe hielt sich angeblich bis in die 80er.

Bei den geflüchteten Frauen, obwohl nicht offiziell bestätigt, handelt es sich wahrscheinlich um Josephine Herivel, 57, möglicherweise die Tochter eines britischen Kriegshelden. Die zweite Frau soll die Malaysierin Aisha Wahab, 69, sein. Sie galt seit ihrer politischen Radikalisierung in den 70er Jahren als verschollen. Die dritte Frau wurde in den Medien Rosie Davies, 30, genannt. Sie trägt den gleichen Nachnamen wie Sian Davies, eine Frau, die 1996 unter ungeklärten Umständen aus dem Badezimmerfenster eines anderen Hauses der Kollektive fiel – möglicherweise ihre Mutter.

Die damals 44-Jährige erlag 1997 ihren Verletzungen. Ihre Familienangehörigen erklärten sich inzwischen zu DNA-Tests bereit. DANIEL ZYLBERSZTAJN