Letzte Hoffnung DFB

Münster und Wattenscheid sind sportlich aus der Regionalliga abgestiegen. Nur Lizenzentzüge für Konkurrenzvereine können die NRW-Traditionsvereine noch vor dem Absturz in die Oberliga retten

„Wir haben für die Oberliga keine Lizenz beantragt“, sagt der 09-Präsident

VON HOLGER PAULER
UND MARTIN TEIGELER

Für den WDR waren die Abstiege der Drittligisten Münster und Wattenscheid nur eine Randnotiz. Der Kölner Sender versteckte die Berichte der Regionalliga am Samstag irgendwo zwischen den Sandplatz-Spielen aus dem Düsseldorfer Rochus-Club und der Handball-Bundesliga-Partie VfL Gummersbach gegen die SG Flensburg. Kaum zehn Minuten war den öffentlich-rechtlichen Fernsehmachern das Schicksal der nordrhein-westfälischen Traditionsclubs wert – 20 Minuten weniger Sendeplatz als üblich. Am Ende gab es noch einen dreiminütigen Saison-Rückblick auf die vergangenen 38 Spieltage „aus Westsicht“ und eine unverbindliche Einladung von Moderator Dennis Stephan: „Wir hoffen, Sie auch Anfang August zur neuen Saison wieder begrüßen zu können.“ Wen wollte er damit erreichen? Liebloser und fanfeindlicher lässt sich kaum über Fußball berichten.

Eine Überraschung war der Abstieg von Preußen Münster und Wattenscheid 09 nicht mehr. Gemeinsam mit dem bereits zuvor gebuchten Absteiger Rot-Weiß Oberhausen sind die beiden Westvereine am Samstag in die Viertklassigkeit durchgerasselt. Münster gewann zwar 3:1 bei den Amateuren von Bayer Leverkusen, holte den Torrückstand auf den punktgleichen, geretteten Mitkonkurrenten Erfurt aber nicht mehr auf. Wattenscheid verspielte seine minimale Chance auf den Klassenerhalt mit der 0:1-Niederlage bei Kickers Emden.

„Das Ziel kann nur direkter Wiederaufstieg lauten. Dafür brauchen wir eine regionalligataugliche Mannschaft“, sagte Münsters Trainer Hans-Werner Moors. Für die Preußen ist der sportliche Abstieg besonders betrüblich. Ausgerechnet im 100. Jubiläumsjahr droht den Schwarz-Weiß-Grünen erstmals viertklassiger Fußball. 1963 durfte der Verein sogar ein Jahr in der Bundesliga mitspielen, später brachte man immerhin einen Nationalspieler wie Christoph Metzelder hervor. 2006 scheint der Club nun am Tiefpunkt seiner Geschichte angelangt zu sein. „Immerhin haben wir mit diesem Sieg das Minimal-Ziel Platz 15 noch erreicht“, sagte Coach Moors. Der beste der fünf Abstiegsränge lässt den Westfalen noch letzte Hoffnungen: Falls der DFB anderen Teams die Regionalligalizenz entziehen sollte, würde Münster wieder in die dritte Liga aufrücken. Peinliche Oberligaderbys gegen münsterländische Kleinvereine wie Eintracht Rheine oder SV Emsdetten 05 blieben den Preußenfans dann immerhin erspart.

Vor 15 Jahren durften sich Spieler und Fans der SG Wattenscheid noch mit den großen Nachbarn Schalke 04 und VfL Bochum messen. Mäzen Klaus Steilmann und Trainer Hannes Bongartz führten den „ewigen Zweitligisten“ damals in die erste Bundesliga. In der kommenden Saison heißen die Gegner erneut Schalke und Bochum. Nur diesmal sind es die Zweitvertretungen. Wenn es dazu kommt: „Wir haben für die Oberliga keine Lizenz beantragt“, sagte Rüdiger Knaup, Präsident der SG Wattenscheid. Er gehe dennoch davon aus, dass keine größeren Probleme geben werde – vorerst.

Mittelfristig wird der Verein kaum auf dem bisherigen Niveau weiter arbeiten können. Vor einem Jahr wurde der Aufstieg in die Regionalliga nur unter großen Kraftanstrengungen geschafft. Seit Ex-Vereinsboss Steilmann kein Geld mehr für die SGW übrig hat, ist der Verein vollkommen auf Fernseh- und Sponsorengelder angewiesen. Und die fließen nur zäh. 365.000 Euro in der Regionalliga.

„Die bisherige Regionalliga ist das programmierte Armenhaus“, sagte Rüdiger Knaup. Er setzt ganz auf den DFB, der zur Saison 2008/2009 die eingleisige „Dritte Profiliga“ einführen will. Knaup bezeichnet das Reformvorhaben als „notwendig und überfällig“. Notwendig und überfällig wäre die neue Profiliga zweifellos – für Preußen Münster und Wattenscheid kommt die dritte Bundesliga aber möglicherweise zu spät.