WM-Fieberkurve
: Billige Bettgeschichten

Das Schöne an sportiven Großveranstaltungen wie der Fußball-WM ist, dass es nur um die Sache geht. In diesem Fall also ums Kicken – und absolut nichts anderes! Die Fifa hat sich so sehr dem Fußball gewidmet, da blieb für anderes keine Zeit mehr. Wer auch immer dem Weltverband 8.000 Hotelzimmer in Berlin für die Zeit der WM geblockt hat, muss das übersehen haben. Kein Wunder, dass die Fifa nun 5.000 der Zimmer dankend wieder zurückgereicht hat. Schließlich heißt es nicht: „Die Welt zu Gast bei Bettbekanntschaften“.

Aber wie das so ist, haben einige natürlich wieder was zu meckern. „Es sind große Fehler gemacht worden“, sagte Hanns Peter Nerger, der Geschäftsführer der Berlin Tourismus Marketing GmbH (BTM). Er hält der Fifa vor, für ihre extra gegründete Vermarktungsgesellschaft WCAS „so gut wie keine Werbung betrieben zu haben“. Der Vize-Vorsitzende der BTM- Partnerhotels und Chef der Arbeitsgemeinschaft City in Berlin, Kurt Lehrke, sagte, die Berliner Häuser hätten zwar „viele, viele Anfragen aus der ganzen Welt“ gehabt. Sie hätten diese aber nicht befriedigen können, da es auf die Vermarktung durch die Fifa keinen Einfluss gegeben habe.

Immerhin, in der Kritik ist auch Sportsgeist erkennbar. Viele Sentenzen erinnern an Klinsmann: Da werden Fehler des Sportverbandes offen angesprochen – und vor allem voll aufs Team gesetzt. Laut Adlon-Chef Thomas Klippstein dürfen auch deutsche Tugenden nicht fehlen: „Nun hilft kein Jammern, wir alle müssen jetzt arbeiten.“

Bislang sind etwa 60 Prozent Auslastung garantiert, kaum mehr als sonst im Frühsommer. „Die WM konnte nicht dazu benutzt werden, die eigentlich zu niedrigen Preise anzuheben“, sagt Nerger. In der Hauptstadt liegt der Durchschnittspreis im Vier- und Fünf-Sterne-Bereich bei 127 Euro. Mailand erreicht mehr als 290 Euro, Paris um 285 Euro und London etwa 275 Euro. Na, wenn das keine Freude ist. Denn jetzt mal ehrlich: Billig – da stehen wir doch drauf. Da sind wir in guter Gesellschaft. Fifa-Präsident Joseph Blatter und Franz Beckenbauer ließen verkünden, dass sie mitnichten nicht in einer der neu geöffneten Präsidentensuiten des Adlon nächtigen werden. Denen geht’s halt auch nur um den Fußball. LARS KLAASSEN