LEVERKUSENS VERSAGEN GEGEN MANCHESTER UNITED
: German Angst

Stefan Reinartz ist ein Freund der feinen Ironie. Der Mittelfeldspieler macht sich gerne lustig über die Hysterie, in welche die Öffentlichkeit verfällt. In der Nacht zum Donnerstag ahnte er wohl, wie die Kritik nach dem 0:5 seiner Leverkusener gegen Manchester United ausfallen werde. „Es tut uns leid, wenn wir Schande über Deutschland gebracht haben“, sagte Reinartz also mit einem sarkastischen Lächeln im Gesicht. Schlagzeilen wie „Leverkusen blamiert uns!“ (bild.de) seien übertrieben, sollte das wohl heißen. Da hat er natürlich recht, der Werksklub hat vor allem sich selbst blamiert. Dabei wünschen sich die Leverkusener so sehr eine größere Aufmerksamkeit und mehr Liebe des Fußballvolkes.

Bayer möchte „Deutschlands beliebtester Zweitverein“ werden. Und dieses live im Free-TV gesendete Spiel gegen Manchester United sollte dem Imageprojekt Schwung verleihen. Doch der Abend endete desaströs. „Wenn man die Situation des Vereins sieht, ist das auf gar keinen Fall gut“, sagte Kapitän Simon Rolfes. Sympathisanten vor den TV-Schirmen dürften nach diesem Abend eher abgeschreckt worden sein, zumal diese Niederlage in das zweifelhafte Bild passt, das in den vergangenen Jahren vom Werksklub entstanden ist. Statt solche Spiele gegen die Giganten des Weltfußballs mit der Haltung eines aufopferungsvoll kämpfenden Underdogs anzugehen, verliert Bayer jedes Selbstvertrauen, wenn der Name des Gegners den Glamour großer Erfolge ausstrahlt.

In der vorigen Leverkusener Champions-League-Saison schied der Klub durch zwei krachende Niederlagen gegen den FC Barcelona (1:3 und 1:7) aus. Aber immerhin: Im Hinspiel gegen ManU habe Leverkusen noch mehr „Angst“ gehabt als bei diesem 0:5, meinte Stefan Kießling (Foto: ap). DT