Basketball mit Castro

LEBEN, SO VIEL LEBEN Die Fotos der Verlegerin Inge Feltrinelli

Geld und Schönheit hatte sie im Überfluss, aber das reicht nicht hin, um den Glamour zu erzeugen, den sie ausstrahlt, Inge Feltrinelli, die ehemalige Fotoreporterin und Verlegerin eines der bedeutendsten europäischen Verlage.

Die geborene Schönthal wird 1950 in Hamburg auf der Straße von dem Gründer der Frauenzeitschrift „Constanze“ angesprochen. Er verhilft Inge Schönthal zu einer Karriere als Fotoreporterin. Befreundet mit dem Verleger Heinrich Maria Ledig-Rowohlt, schickt der sie 1953 nach Kuba zu Hemingway, Ausdauer und Eigensinn helfen ihr, tatsächlich zu ihm vorgelassen zu werden. Und lügen die Fotos nicht, hatten sie sogar Spaß miteinander. Die Hemingway-Fotos waren ein Knüller, und so hatte sie schon Picasso, Chagall, Garbo oder Ginsberg vor der Linse, als sie 1958 dem milliardenschweren Mailänder Verleger und Kommunisten Giangiacomo Feltrinelli begegnet. Sie heiraten, bekommen einen Sohn, Carlo Feltrinelli, mit ihm zusammen leitet sie heute den Verlag. Giangiacomo Feltrinelli wurde 1972 an einem Hochspannungsmast in der Lombardei tot aufgefunden. Inge Feltrinelli glaubt wie viele andere bis heute nicht an einen natürlichen Tod des Mannes, der viele linksradikale Organisationen unterstützt hat.

Der Bildband „Mit Fotos die Welt erobern“ dokumentiert nicht nur die Fotoarbeiten der Inge Feltrinelli, sondern erzählt auch ihre Lebensgeschichte: Begegnungen mit Fidel Castro, Billy Wilder, Audrey Hepburn – Reichtum, Bedeutung, Intellektualität, das sind die Ingredienzien des Glamours, den Inge Feltrinelli ausstrahlt und beherrscht. Und auf ganz merkwürdige Art lassen die Fotos die Feltrinelli stets als Protagonistin der Situationen erahnen. Das macht die Fotos so besonders.

TANIA MARTINI

Inge Feltrinelli: „Mit Fotos die Welt erobern“. Steidl Verlag, Göttingen 2013, 280 Seiten, 38 Euro