DIE KLEINE WORTKUNDE

„Chabos wissen, wer der Babo ist“, heißt es bei dem Musiker „Haftbefehl“. Der so betitelte Song des in Hessen geborenen Rappers machte den bislang nur unter Möchtegern-Gangstern verbreiteten Begriff „Babo“ populär. Und zwar so populär, dass er vom Langenscheidt-Verleg per Online-Umfrage zum „Jugendwort des Jahres 2013“ gekürt wurde, gefolgt von „fame“, „gediegen“ und „in your face“.

Prompt wurde im Impressum der Bild-Zeitung – immer am Puls der Zeit – Kai Diekmanns Selbstbeschreibung „Chefredakteur“ in „Babo“ geändert. Wie lange er der Babo bleiben wird, ist unklar.

„Babo“ bedeutet umgangssprachlich so viel wie „Anführer“, „Boss“ oder „Obermotz“ und soll der Gang-Szene entspringen. Es handelt sich um eine Abwandlung des im Kurdischen, Türkischen und Hessischen wohlbekannten „Baba“ (Vater, Papa). „Chabo“ hingegen stammt aus der Gaunersprache Rotwelsch und bedeutet „Junge“.

Babo ist ein großartiges Wort, denn es bietet eine sprachliche Kategorie für jene unangenehmen Zeitgenossen, die bis auf das Befehlen keine sonstigen Talente besitzen: Der Babo, das ist der große Bestimmer auf dem Schulhof, der Familienpatriarch, der Medienmogul und der Gangsterboss, der seinen Respekt durch Einschüchterung und Großkotzigkeit erlangt. Es sind die Seehofers, Berlusconis, Bohlens, Guttenbergs, Putins, Blatters, Hoeneß und Sidos unserer Zeit.

Dass Kai Diekmann sich gerne in diese illustre Riege einreihen möchte, ist verständlich. Im Koreanischen gibt es das gekürte Wort Babo übrigens auch: Da bedeutet es so viel wie „Dummkopf“. ERIK WENK