Niederlande werden abgewertet

KRISENANFÄLLIG Standard & Poor’s entzieht Den Haag Top-Bonitätsnote

BRÜSSEL taz | Nun hat es auch die Niederlande erwischt. Dem Land, das den Chef der Eurogruppe stellt, wurde von der US-Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) die Spitzennote „AAA“ entzogen. Zur Begründung verwies S&P auf miese Konjunkturaussichten. Ähnlich war es vor zwei Wochen Frankreich ergangen.

Die Niederlande leiden seit Jahren an den Folgen einer Immobilienblase. Als sie platzte, stürzte das Land, das einst für sein sozialverträgliches „Poldermodell“ gelobt wurde, in eine tiefe Krise. 2013 dürfte die Wirtschaft um 1,2 Prozent schrumpfen. Trotz immer neuer Sparprogramme wird Den Haag wohl auch 2014 die als ungesund geltende Drei-Prozent-Grenze beim Budgetdefizit überschreiten.

Das Downgrading werde den Etat nicht unmittelbar belasten, sagte Finanzminister Jeroen Dijsselbloem. Er rechne wegen des Ratings nicht mit steigenden Zinsen für niederländische Staatsanleihen – und damit höheren Kosten für den Schuldendienst. Die Herabstufung ist eine Blamage für den Sozialdemokraten Dijsselbloem. Als Chef der Eurogruppe sollte er eigentlich mit gutem Beispiel vorangehen.

Doch das gelingt immer seltener. Anfang Oktober musste Dijsselbloem eine Reise nach Washington absagen, weil sein Sparbudget auf Widerstand im Parlament stieß. Die Eurogruppe stand bei der wichtigen Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds ohne Chef da.

Auch Dijsselbloem-Förderer Wolfgang Schäuble dürfte sich ärgern. Der Finanzminister hat einen Club der „AAA“-Länder gegründet, dem neben den Niederlanden auch Finnland und Luxemburg angehören. Jetzt ist Schäuble ein wichtiger Verbündeter seines Sparkurses abhandengekommen. ERIC BONSE