Fußball-WM auf dem Handy

Morgen startet in mehreren deutschen Städten mobiles Fernsehen für Handys. Doch an TV-Handys mangelt es noch, genau wie an der Begeisterung der Kunden

BERLIN taz ■ Die Fußball-WM wird auch auf dem Handy zu sehen sein. 20 Spiele werden im mobilen Fernsehen, das morgen zunächst in vier Städten startet, übertragen. Handykunden sollen so auf den Geschmack kommen, zwischendurch und unterwegs Fernsehen zu gucken.

Die Mobilfunkbranche erhofft sich mittelfristig einen neuen Milliardenmarkt. Schon 2011 sollen mit mobilem Fernsehen weltweit zwischen 7,4 und 13,6 Milliarden Dollar Einnahmen erzielt werden, schätzen Marktforscher der Firma Informa. Auch die Gerätehersteller wie Nokia und Motorola erwarten gute Umsätze, denn für den Empfang des mobilen Fernsehens ist eine neues Handy nötig.

Bereits marktfähig ist der Handy-TV-Standard Digital Multimedia Broadcasting (DMB). Er soll bis zum Jahresende nahezu flächendeckend verfügbar sein. „Die WM-Spiele sind mit DMB in München, Hamburg, Hannover, Berlin, Frankfurt, Köln, Stuttgart und Gelsenkirchen empfangbar“, sagt Johannes Ippach von Debitel. Doch kann es derzeit nur bis zu fünf Programme übertragen. Dafür gibt es aber bereits jetzt ein Endgerät, das mit einem neuen Vertrag 200 Euro kostet. Hinzu kommen 10 Euro Gebühr für die monatliche Nutzung.

16 Programme überträgt derzeit der konkurrierende Standard DVB-Handheld, für den es allerdings noch keine TV-Handys zu kaufen gibt. Er gilt als dem DMB technisch überlegen, allerdings müssen für eine bundesweite Nutzung noch die Sendefrequenzen freigegeben werden. 15 Landesmedienanstalten müssen sich dafür abstimmen. Eine Einigung wird nicht vor 2007 erwartet. Um diesen Prozess zu beschleunigen, starten die Mobilfunkbetreiber E-Plus, O2, T-Mobile und Vodafone morgen gemeinsam ein dreimonatiges DVB-H-Pilotprojekt. Zuschauen kann in Berlin, Hamburg, Hannover und München allerdings nur, wer von den Mobilfunkfirmen eines der noch raren TV-Handys zur Verfügung gestellt bekommt. Das dürften zunächst nur Politiker, Journalisten und Geschäftsleute sein. Dabei interessieren sich vor allem Jugendliche für das mobile Fernsehen. Nach einer repräsentativen Befragung durch IBM möchten es 40 Prozent der unter 20-Jährigen haben. Der Rest der Befragten lehnte mobiles Fernsehen ab, weil es „ausreichend andere Alternativen zum Fernsehen gibt“.

TARIK AHMIA