Absolute Sicherheit gibt es nicht

Nach dem Amoklauf am Freitag wehrt sich die Polizei gegen Vorwürfe. Alkoholverbot bei der WM soll es nicht geben

BERLIN taz ■ Geladen hatten die Berliner Sicherheitsbehörden gestern zu einer Pressekonferenz „zur Kriminalitätsbekämpfung“ in der Hauptstadt während der Fußball-Weltmeisterschaft. Was daraus wurde, war eine Fragestunde zu dem Amoklauf eines betrunkenen Schülers vergangene Freitagnacht bei der Eröffnung des neuen Hauptbahnhofs. Der 16-Jährige steht im Verdacht, in dem Getümmel wahllos auf eine Vielzahl von Menschen eingestochen zu haben.

Der letzte Stand der Ermittlungen ist, dass bei dem Amoklauf 31 Menschen mit dem Messer verletzt und drei weitere Personen niedergeschlagen worden sind. Sechs Opfer mussten notoperiert werden. Weil einer der Verletzten mit dem HI-Virus infiziert ist, ist es möglich, dass sich auch andere Opfer mit dem Virus infiziert haben können. Diese Gefahr wird von den behandelnden Ärzten zwar als gering eingeschätzt. Allen Opfern wurde jedoch zu einer medikamentösen Behandlung geraten.

„Bei Großveranstaltungen gibt es keine absolute Sicherheit“, sagte der Berliner Polizeipräsident Dieter Glietsch gestern. Mit keiner Polizeimaßnahme könne ausgeschlossen werden, dass „ein Betrunkener in einer Menschenmenge Amok läuft und um sich sticht“. Von einem generellen Alkoholverbot bei den Public-Viewing-Veranstaltungen zur Weltmeisterschaft halte er nichts, so Glietsch.

Entschieden verwahrte sich der Polizeipräsident gegen die Kritik des innenpolitischen Sprechers der SPD-Bundestagsfraktion, Dieter Wiefelspütz. Der hatte am Wochenende gegenüber der Saarbrücker Zeitung erklärt: „Mir ist schleierhaft, warum die Berliner Behörden so lange gebraucht haben, den Täter hinter Schloss und Riegel zu bringen.“ Laut Glietsch hat die Polizei am Freitag nur 16 Minuten zur Festnahme des Jugendlichen gebraucht.

Über das Tatmotiv des 16-jährigen Verdächtigen, gegen den Haftbefehl wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung erlassen worden ist, ist nach wie vor nichts bekannt. Der Beschuldigte sei „nicht geständig“, sagte der Generalstaatsanwalt Ralf Rother gestern. Es hätten sich aber „eine Vielzahl“ von Zeugen gemeldet.

PLUTONIA PLARRE