Mehr Sprache in der Kita

VORTRAG Eine Erziehungswissenschaftlerin spricht über Fremdsprachen in Kindertagesstätten

ist Professorin im Fachbereich Erziehungswissenschaften an der Bremer Uni

taz: Frau Rothweiler, früher hatte man Sorge, dass es die Kinder in der Kita überfordert, wenn sie zwei Sprachen lernen sollen.

Monika Rothweiler: Natürlich ist das keine Überforderung. Seit über 50 Jahren haben wir Forschungen dazu. Kinder, die unter guten Bedingungen und zeitig genug mit zwei Sprachen konfrontiert sind, haben das Potential, beide auf einem muttersprachlichen Niveau zu sprechen.

Muss man in den Kitas also türkische Erzieherinnen haben?

Es ist ein Potential, das man nicht verkommen lassen sollte, wenn die Kinder von zuhause türkisch mitbringen. Für viele ist das ihre Erstsprache. Es ist EU-Standard, das Kinder letztlich mit drei Sprachen aufwachsen sollten.

Was wäre zeitig genug?

Für die verschiedenen Elemente des Spracherwerbs gibt es unterschiedliche optimale Phasen. Wir kennen die Interviews von Ailton oder die berühmte Trapatoni-Rede – da sieht man, wie weit Erwachsene oft beim Sprachlernen kommen. Die Phase des Erlernens der lautlichen Seite liegt früh, die beste Phase für Grammatik-Lernen liegt in der Kita-Zeit.

Was wären gute Bedingungen in der Kita?

Es geht bei meinen Untersuchungen speziell darum, wie Kinder deutsch lernen können, die das nicht von zuhause mitbringen. Und das betrifft nicht nur die türkischen. Die Kinder sollten viel deutschen Input bekommen, gut wäre eine Zehnergruppe, in der nur zwei Kinder nicht deutsch können. Untereinander ist auch die Motivation groß, von den anderen Kindern lernen zu wollen. INTERVIEW: KAWE

18.30 Uhr, Haus der Wissenschaft, Vortrag: Monika Rothweiler über Mehrsprachigkeit in der Kita