Ausgezeichneter Insektenforscher

Indiana Jones der Insektenwelt wird Hans Rudolf Herren genannt und manche sehen in ihm einen regelrechten Helden im Kampf gegen den Hunger auf der Welt. Am Montag erhält der 66-Jährige im Reichstag in Stockholm einen der diesjährigen alternativen Nobelpreise. „Weil er mit wissenschaftlicher Expertise und bahnbrechender praktischer Arbeit einer gesunden, sicheren und nachhaltigen globalen Nahrungsversorgung den Weg bahnt“, so die Begründung der Rightlivelihood-Stiftung, die den Preis verleiht.

Der Insektenforscher, der in der Schweiz geboren wurde, drei Jahrzehnte in Afrika lebte und jetzt einen Weinanbau in Kalifornien betreibt, begründete seinen Ruf als führender Bekämpfer von Schädlingen durch den Einsatz biologischer „Waffen“ – mit der Schlupfwespe. In den 1970er Jahren vernichtete die Schmierlaus, ein nach Afrika eingeschleppter Schädling, immer größere Teile der Maniok-Ernte, eines der Grundnahrungsmittel für 200 Millionen AfrikanerInnen. Chemische Bekämpfungsmittel zeigten wenig Erfolg und auf mehreren Reisen durch Südamerika suchte Herren nach einer natürlichen Alternative. Die fand er dann in Paraguay in Gestalt einer Wespenart, die die Schmierlaus als Parasit befällt und tötet, ohne für die Umwelt ein Risiko darzustellen.

Als Direktor am Institut für tropische Landwirtschaft in Nigeria baute er das größte biologische Schädlingsbekämpfungsprogramm der Welt auf, ließ die Schlupfwespe züchten und über Jahre hinweg 1,6 Millionen Wespen in 24 Ländern freisetzen. Das Ergebnis: Ein natürliches Gleichgewicht zwischen dem Schädling und seinem Feind, das das Problem nachhaltig löste.

Mit seiner 1998 gegründeten Stiftung Biovision will Herren Armut und Hunger bekämpfen und sich für die Anwendung ökologischer Methoden einsetzen, die die Lebensbedingungen bessern und die Umwelt schonen. Er empfiehlt organische Landwirtschaft und agroökologische Praktiken und steht der Liberalisierung von Agrarprodukten und der Anwendung der Gentechnik kritisch gegenüber. „Wir müssen das Ernährungsproblem langfristig sehen“, sagt er. „Kurzfristige finanzielle Interessen einiger Konzerne sabotieren sinnvolle Lösungen.“ REINHARD WOLFF