nicht käuflich
: Die großen Tauschgeschäfte

Um mich herum sind sie alle verrückt geworden. Zumindest die Männer. WM um jeden Preis – aber vor allem mit jedem Scheiß. Meine Freunde sammeln Panini-Bilder und kleben sie in diese bunten Heftchen. Um am Anfang des Turniers sämtliche Nationalspieler der Turnierteilnehmer ins Album geklebt zu haben. Bis auf David Odonkor, der war zu spät zum Nationalspieler ernannt worden und bekommt kein eigenes Bildchen mehr. Also bitte nicht nur Tüten kaufen, weil Ihr Odonkor noch nicht habt.

Eine Mutter aus meinem Bekanntenkreis hat errechnet, dass man allein 60 Euro für Tütchen mit Klebebildern ausgeben muss, um das Album vollständig zu haben – unter der Maßgabe, dass beim Bildchenkauf kein Fußballer doppelt erworben wird. Das würde locker für ein paar Monate Fußball Pay-TV ausreichen und dann hat man alles exklusiv.

Bis vor kurzem jedenfalls. Nun aber haben die Fußballrechte-Käufer entdeckt, dass die Deutsche Fußball-Liga (DFL) ihnen beim Verkauf der Rechte ein Paar doppelte Lottchen untergejubelt hat. Denn für die Verbreitung der Spiele über das Internet soll es zwei Rechteinhaber geben. Einmal die Deutsche Telekom, die nur für die Rechte zur Verbreitung der Spiele über das Internet 45 Millionen Euro gezahlt haben soll. Der andere Rechteinhaber für die Verbreitung über das World Wide Web ist die Firma Unity Media, die auch die Fernsehübertragungsrechte erworben hatte. Spannend daran ist, dass zu Unity Media auch der nordrhein-westfälische Kabelnetzbetreiber ish gehört, der auch auf dem Feld der Breitband-Internet-Anschlüsse direkter Konkurrent der Telekom ist. Und nun beschwert sich die Telekom, dass die DFL die Rechte zweimal verkauft habe, was den Wert der Investition schmälern dürfte, die die ehemalige Staatsfirma getätigt hatte. Zudem hatte die Telekom angekündigt, aus ihrem Verbreitungsrecht über das Internet mehr machen zu wollen, denn genügend Bandbreite beim Kunden vorausgesetzt, ließe sich auch Pay-TV über die Datenleitungen so nutzen, dass Fußball-Live-Partien in naher Zukunft guckbar wären. Angeblich haben die Telekomer sogar schon mit Premiere über diesen Verbreitungsweg gesprochen. Dem Bezahlsender waren die Livepartien von Unity Media vor der Nase weggeschnappt worden.

Der Streit wird sich wohl noch ein bisschen hinziehen. Aber warum machen es die beiden Firmen nicht wie meine Bekannten? Die tauschen einfach zweimal irgendwelche Fußballköppe aus dem Iran gegen einen Brasilianer. So ließe sich doch prima zweimal Wolfsburg : Cottbus gegen einmal Dortmund : Schalke tauschen. Ich habe mein erstes und einziges Panini-Album übrigens später mit Fußballbildern aus Hanuta und duplo vollgeklebt. Sah zwar schlechter aus, war aber Schokolade mit dabei. Vielleicht wäre das auch eine Anregung zur Streitschlichtung: Ich nehme so ein Livepaket und bekomme dann meinen Internetanschluss gratis dazu. Da wäre mir ja fast egal, welches Fußballspiel dabei wäre, solange nicht nur Standbilder ankommen – wie bei Panini. ELMAR KOK