S-Bahn-System schon 2008?

Bahn AG bietet an: Bremer S-Bahn könnte schon zwei Jahre früher als geplant starten. Sofern die Strecken nicht ausgeschrieben, sondern an die Bahn vergeben werden. BSAG warnt: Das wäre unfair

„Wir wollen unbedingt Wettbewerb“, sagt LNVG-Sprecherin Kerstin Alhorn

von Armin Simon

Schneller ein- und aussteigen. Schneller ans Ziel kommen. In regelmäßigerem, auch dichterem Takt. In moderneren Fahrzeugen. Und an schickeren Bahnhöfen. So sieht die Planung für das neue S-Bahn-System aus, das Bremen von Ende 2010 an mit den sieben umliegenden Gemeinden Rotenburg, Verden, Twistringen, Oldenburg, Nordenham, Farge und Bremerhaven sternförmig verbinden soll. 4,8 Millionen Kilometer sollen die Züge jährlich zurücklegen, Anschaffung und zehnjähriger Betrieb der Fahrzeuge rund 240 Millionen Euro kosten – ein lukrativer Auftrag, um den sich nach Einschätzung von Experten eine ganze Reihe von Unternehmen bewerben wird.

Die Bahn AG, die die Strecken bisher bedient, befürchtet das offenbar auch. Dem Bremer Bauressort und der niedersächsischen Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG), die den Auftrag vergeben, unterbreitete der Staaskonzern jedenfalls ein verführerisches Angebot: Die gemächlichen, lokbespannten, und für ihre quietschenden Bremsen berühmten Regionalbahnen könnten schon 2008 durch moderne, spurtstarke Elektrotriebwagen ersetzt werden, das S-Bahn-System in der Metropolregion Bremen mithin zwei Jahre früher starten. Einzige Bedingung: Die Bahn AG müsse den Zuschlag erhalten.

Bei der Bremer Straßenbahn AG (BSAG), einem der möglichen Mitbewerber der Bahn, klingeln angesichts dessen die Alarmglocken. Solle das System schon 2008 starten, warnt Sprecher Jens-Christian Meyer, bliebe nicht mehr genügend Zeit, neue Fahrzeuge zu ordern. Eine Chance auf den Zuschlag hätten daher nur die Bewerber, die bereits gebrauchte Triebwagen und Waggons in petto hätten – wie die Bahn. Selbst bei einer öffentlichen Ausschreibung des S-Bahn-Auftrags, so Meyer, wäre ein fairer Wettbewerb daher „zumindest fraglich“.

Offiziell bestreitet die Bahn AG auch auf Nachfrage, überhaupt ein Angebot abgegeben zu haben. Dies sei schon allein deswegen nicht möglich, weil das Ausschreibungsverfahren noch gar nicht begonnen habe, sagt Sprecher Hans-Jürgen Frohns. LNVG und Bauressort aber beschäftigt das so genannte „Initiativangebot“ des Staatskonzerns bereits seit mehreren Wochen. Und der verkehrspolitische Sprecher der Grünen im niedersächsischen Landtag, Enno Hagenah, rief die Parteifreunde aus Bremen und umzu gestern zum Fachgespräch über das Angebot zusammen, „über das uns DB-Regio vor einigen Tagen informiert hat“.

Was Takt und Fahrtzeiten angehe, decke dieses viele der Anforderungen bereits ab, heißt es. Und beim Preis habe sich der Konzern Verhandlungsbereitschaft signalisiert.

Die Reaktionen in Bremen und Hannover sind dennoch eher verhalten. „Wir wollen unbedingt Wettbewerb“, sagt LNVG-Sprecherin Kerstin Alhorn. Eine „Direktvergabe“ an einen bestimmten Betreiber sei auch rechtlich „problematisch“. Ähnlich die Äußerung aus dem Bremer Bauressort. Eine „ausschreibungsfreie Vergabe“, wie sie die Bahn vorgeschlagen habe, komme nicht in Frage, unterstreicht Sprecher Holger Bruns: „Unsere Planung ist eine andere.“

Schlechte Karten für die Bahn AG.