hört auf den Sound der Stadt

THOMAS MAUCH

Bald ist es ja wieder so weit. Bald ist Weihnachten.

Und im Vorlauf auf dieses gern als besinnlich bezeichnete Fest gibt es traditionell die allerschönsten Gelegenheiten für ernsthafte musikalische Grenzerfahrungen, also wirklich mal mind-blowing Angelegenheiten, die einen in seinem Bewusstsein überwältigen können. Wenn man sich traut. Man muss nur hin zu den Weihnachtsmärkten und sonstigen einschlägigen Orten, dann wird einem schon die ganze „Stille Nacht“ um die Ohren gewatscht werden von den akustischen Rollkommandos, die jetzt in dieser Jahreszeit so unterwegs sind. Es gibt sie eben doch noch, die musikalischen Herausforderungen. Und im Vergleich dazu ist der Rock eigentlich nur ein recht harmloser Schlingel.

Aber man muss es halt immer wieder aufs Neue versuchen: Und mit den aneinandergereihten Bandnamen des berlinmusikalischen Pakets am Freitag im Lovelite hat man sogar gleich ein kleines Gedicht zur Hand, Vorwärts, alright! Brangelina, Van Urst. Die Letzteren, Van Urst, pflegen einen kratzbürstig schmeichelnden und etwas schreihalsigen Alternative Rock, mit Brangelina bekommt man einen mit dem musikalischen und emotionalen Druck von Punk angetriebenen lichten Postrock plus einem Sprechgesang, als hätte man sich hier den Sprechsänger von den Goldenen Zitronen ausgeborgt, und Vorwärts, alright! versuchen sich an einem Spacerock, der sich auch auf dem Tanzboden zurecht finden soll. Kraut und Rüben, mit hübsch hineingeorgelten pastoralen Elementen (Simplonstr. 38/40, 21 Uhr).

Bei Michael Wookey wiederum ist hübsch, wie der Singer-Songwriter bei seinen Lo-fi-Vergnügungen zwischen Pop und Folk ziemlich großorchestrale Ambitionen und Hoffnungen in so kleine Schneekugeln an Liedern zwingt, die erst richtig geschüttelt zum schaukelnden Schunkeln kommen. Am Sonntag im Monarch (Skalitzer Str. 134, 20 Uhr, 7 €). Und wer am Montag partout keine Lust hat auf eine prima fingerschnippende und tänzelnde Musik aus Niger mit Mamar Kassey (Berghain-Kantine, Am Wriezener Bahnhof, 21 Uhr, 21 €) und lieber gleich wieder in den ja durchaus gemütlichen Monarch will, hat auch da ein paar gute Argumente für sich mit dem Blues, dem lasziven Rock und der Leidenschaft für die dröhnende Gitarre, die einen immerhin irgendwie ins Leben erretten soll – wenn sie von so einem wie Kid Congo gespielt wird, dem Musiker mit einer wahrhaft beeindruckenden Ex-Liste: ein Ex-Gun-Club-Mann, Ex-Cramps und einer der Bad Seeds um Nick Cave war Congo auch schon. Seit einigen Jahren ist er mit seinen Pink Monkey Birds unterwegs und kommt am Montag eben in den Monarch (20 Uhr).