DIÄT MIT DEM STERN DES SÜDENS
: Slim Fit statt schlimm fett

Die rätselhafte Welt des Sports

ACHIM BOGDAHN

Erfolg macht sexy, das wissen wir. Dass aber Misserfolg fett macht, das haben wir letzte Woche erfahren müssen: Eine zweijährige Studie hatte das Essverhalten von Fußball- bzw. Football-Fans in Frankreich und den USA untersucht und kam nun zu dem Ergebnis, dass die Fans von Verlierermannschaften mehr Fett und Kalorien in sich hineinstopfen. „Viele Anhänger der unterlegenen Mannschaft trösten sich mit fettem und kalorienreichem Essen. Umgekehrt essen Fans der siegreichen Teams weniger und gesünder“, so fasste Professor Pierre Chandon aus Fontainebleau/Frankreich die Studie zusammen.

Und es stimmt. Man denke nur an den barocken Karl-Heinz Wildmoser, den Älteren zu seiner Zeit bei den Münchner Loser-Löwen. Da konnte man förmlich die Frustchips knacken und die Schweinsbratenkruste knuspern hören. Also: Wer abnehmen möchte – einfach FC-Bayern-Fan werden! Es gibt praktisch keine Niederlagen. Die Ernährung stellt sich ganz allein um – statt Bratwurstbergen aus der Bratwurstfabrik von Uli Hoeneß gibt es wie von selbst nur Äpfel, Karotten und Kohlrabi. Und am Ende der Saison sind alle Fans von schlimm fett zu Slim Fit abgemagert.

Tja, und alle wollen dabei sein bei dieser magischen FCB-Diät: Mittlerweile hat der Verein 262.077 Mitglieder – und kein einziger von denen ist sportlich aktiv beim FC Bayern. Das müssen die Bayern-Fans aber auch nicht, weil sie ja ganz von allein ihre Pfunde loswerden. Die Profis siegen ihre Fans schlank, allein 39 Bundesligaspiele ohne Niederlage in Folge.

Nächste Woche kommt Manchester City zu Besuch, um sich die Gegentore von Robben, Götze und Müller abzuholen. Aber warum sich mit der faden Champions League abgeben, wenn die Fifa-Klub WM ruft? Am 17. Dezember spielt der FC Bayern in Marokko gegen den Sieger aus Guangzhou (Asienmeister) gegen Al Ahly Kairo (Afrikameister), und nachdem man den atomisiert hat, gibt es eigentlich nur noch ein Ziel: die Fifa-Weltall-Meisterschaft!

Die Chinesen organisieren den Transport mit ihrer Rakete „Langer Marsch 3B“, und auf dem Mond wird das Mondfahrzeug „Yutu“ (Jadehase) den weiteren Transport übernehmen. Es fährt zwar nur 200 Stundenmeter (das wird hart für einige Bayernprofis, die von ihren irdischen PS-Boliden quasi Lichtgeschwindigkeit gewohnt sind). Gespielt wird in der „Bucht der Regenbogen (Sinus Iridum)“. Bis zum Anpfiff im Januar werden zwei Subunternehmer aus Brasilien und Katar den Bau einer intergalaktischen Arena gewährleisten. Irgendwelche rechtlosen Exkosmonauten aus Kasachstan und Weißrussland sind gemeinsam mit dem gerade verurteilten Bolschoi-Säure-Tänzer, mit Pussy Riot und anderen „Freiwilligen“ auf dem Weg ins All, um das Stadion zu bauen.

Über Mindestlohn wacht die Fifa-Bau-Kommission unter dem Vorsitz von Sepp Blatter (90), und über die Bau-Kommission wacht die Fifa-Ethik-Kommission unter dem Vorsitz von Sepp Blatter (90). Im Stadion wird es keine Mondpreise geben, dafür bürgt die Fifa (Vorsitz Sepp Blatter, 90), allerdings könne es bei manchen Fans an den Flugkosten von 1,4 Milliarden Euro scheitern.

Hauptsache, Sepp Blatter (90) ist da, er wird auf einem Thron in Höhe der Mittellinie sitzen. Allerdings sollte man den Funktionärsgreis warnen: In der Schwerelosigkeit werden Schüsse sechsmal so schnell wie auf der Erde, damit es hinterher keine Klagen gibt, wenn Blatter einen Ball von Arjen Robben mit etwa 700 Stundenkilometern in die Fresse bekommt.

Fehlt noch die Auslosung, wobei drei Planeten in Topf 1 und Bayern in Topf 3 ist, aber vier Planeten in Topf 2, deswegen wird ein Topf X aus dem All-Topf gebildet, aus diesem Topf X wird eine Allmannschaft dem Erd-Topf zugeteilt. Und dann kann es endlich losgehen: FC Bayern gegen Real Mond oder Juventus Uranus. (Und Pep Guardiola sieht sogar im Raumanzug hervorragend aus!) Nachdem der Ausgang dieses Spieles auch schon geklärt ist (Robben, Götze, Müller), kann es nur ein finales Spiel geben: FC Bayern gegen Gott. Uli Hoeneß erstaunt: „Wie soll das gehen, ich gegen mich?!“ Leider haben die wenigen mitgereisten Bayern-Fans durch den Dauererfolg zu diesem Zeitpunkt schon kein Gramm Fett mehr am Leib und sind nicht mehr in der Lage, ihren Verein adäquat zu unterstützen. Von wegen „FC Bayern- Stern des Südens“.