Meine kleine Revolution

Ralf König, Comiczeichner

1979 fuhr ich 19-jährig, ungeoutet und mit vielen Ängsten vom westfälischen Kuhdorf nach Frankfurt am Main. Dort wollte ich mich mit Homosexuellen treffen, von denen ich vorher nur gerüchteweise gehört hatte. Es sollte eine große, schwulenpolitische Veranstaltung namens „Homolulu“ geben, mit Diskussionen, Demonstration und Party. Natürlich hatte es in der Pubertät schon verklemmte Wichsereien mit gleichaltrigen Jungs gegeben, aber das hier war endlich etwas anderes. Ich lag mit einem gut aussehenden, blonden Johannes im Schlafsack und Sex fühlte sich zum ersten Mal gut und richtig an! Ich kam als selbstbewusst schwuler Mann zurück aufs katholische Dorf, um es jedem, der es hören wollte oder auch nicht, unter die Nase zu reiben. Besagter Johannes besuchte mich kurz darauf, wir knutschten während einer Party verknallt und selbstvergessen auf der Matratze, was meine damaligen Freunde irritierte. Danach atmete ich Luft, nahm die Griffel und zeichnete schwule Comics.