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Kurzkritik: Plokk und Tarantula ADAlles muss raus

Der Weg zu den Wesen aus Mittelerde führt durch einen rot gestrichenen Gang nach unten, an einem Fernseher mit blutigen Karate-Trash-Filmen vorbei, einmal ums Eck, dann ist man da. Drei elektrisierte Gestalten mit umgedrehten König-Arthur-Kappen aus Pappe stehen da auf der Bühne des Molotows, sagen, sie wären „Zentauris aus Mittelerde“, dabei sind sie die einheimische Band „Plokk“.

Sie stehen inmitten eines infernalischen Soundgewitters, und wenn man die Barfrau im Molotow nach Servietten fragt, deutet die verständnisvoll auf die Ohren und bietet einem „professionelle Stöpsel“ für einen Euro an. Das ist fein. Denn danach darf man entspannt feststellen, dass die unglaubliche Energie von Plokk nicht von der Lautstärke alleine kommt. Selten eine Band gehört, die ohne Sänger auskommt und aus ungeraden Takten und verfrickelten Arrangements soviel Kraft zieht. Selten einen Schlagzeuger erlebt, der im Rausch der Zugabe einen Urschrei loslässt, der das Soundinferno noch übertönt. Alles muss raus. Und bleibt zugleich komplex.

Danach kommt der Hauptact des Abends, die New Yorker Postrock-Band Tarantula AD. Ein Trio mit Einsatz von Cello und Geige, Piano und Rassel. Zwischen den Stücken herrscht Schweigen im Rockkeller, man hört konzentriert zu, weil es viel zuzuhören gibt.

Tarantula AD sind gut, haben Musik und Auftritt genau kalkuliert und verlieren dabei energiemäßig haushoch gegen Plokk. Die Jungs aus Mittelerde aber stehen als größte Fans in der ersten Reihe. Die öligen Höflichkeitsfloskeln der New Yorker Musiker-Avantgarde – geschenkt. Artverwandtem begegnet man in Mittelerde immer mit Wohlwollen.

KLAUS IRLER

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