Amnesty beklagt grausame Repression in den Straflagern

NORDKOREA Das Regime habe ein „Netzwerk der Repression“ übers Land gelegt. Tausende leiden

LONDON epd | Nordkorea baut nach Angaben von Amnesty International seine berüchtigten Straflager aus. Satellitenaufnahmen vom Mai zeigten im größten Camp mit der Nummer 16 neue Häuserblocks, erweiterte Produktionsanlagen und Hochsicherheitszäune, berichtete die Menschenrechtsorganisation am Donnerstag in London. Der Amnesty-Ostasien-Experte Rajiv Narayan sprach von einem „Netzwerk der Repression“, in das Nordkorea weiter investiere.

In den Kwanliso genannten Straflagern und anderen Anstalten in Nordkorea werden Hunderttausende Gefangene vermutet, darunter auch Kinder. Viele Sträflinge haben nach Angaben von Menschenrechtlern gegen keinerlei Gesetz verstoßen, sondern sind als Angehörige von politischen Häftlingen praktisch in Sippenhaft.

Camp 16 gilt als größtes Straflager des kommunistischen Regimes unter Kim Jong Un. Zwangsarbeit unter gefährlichen Bedingungen und ohne Ruhepausen ist weit verbreitet. Laut Amnesty berichtete ein früherer Sicherheitsoffizier, der in Camp 16 von Mitte der 80er bis Mitte der 90er Jahre Dienst tat, Gefangene hätten vor ihrer Hinrichtung ihr eigenes Grab ausheben müssen. Frauen seien vergewaltigt worden und verschwunden.

Kwanliso 16 in der Nord-Hamgyöng-Provinz ist den Angaben zufolge etwa 560 Quadratkilometer groß. Das entspricht drei Vierteln des Stadtgebiets von Hamburg. 2011 wurde die Zahl der Insassen auf 20.000 Menschen geschätzt. Die Zahl dürfte sich nun erhöht haben, erklärt Amnesty. Aktivitäten in Bergbau, Forst- und Landwirtschaft seien auf den neuen Bildern deutlich erkennbar.

In einem weiteren großen Camp, Kwanliso 15, erkannten Amnesty-Spezialisten 39 abgerissene Häuserbocks und 5 neu gebaute. Das Straflager im Zentrum Nordkoreas liegt rund 120 Kilometer von der Hauptstadt Pjöngjang entfernt und umfasst 370 Quadratkilometer. 2011 wurde die Zahl der Häftlinge auf 50.000 geschätzt.