Neues Solischiff will Waren nicht an Israel aushändigen

GAZA Israels Premier überlegt „kreative Lösungen“ für die Blockade. Irisches Schiff auf Gaza-Kurs

JERUSALEM taz | Die propalästinensischen Aktivisten, die auf dem Weg nach Gaza von der israelischen Marine abgefangen und getötet wurden, sind gerade erst unter der Erde, schon bahnt sich die nächste Auseinandersetzung an. Am Freitagnachmittag hielt das irische Frachtschiff „Rachel Corrie“ Kurs auf den palästinensischen Küstenstreifen.

Nach dem Tod von neun propalästinensischen Aktivisten wächst der internationale Druck auf Israel. Laut Berichten der liberalen Zeitung Ha’aretz signalisierte Premierminister Benjamin Netanjahu Bereitschaft, das derzeitige Embargo zu lockern und „kreative Lösungen“ zu erwägen. Dazu gehörten die internationale Beteiligung bei der Kontrolle der Grenzübergänge sowie unter bestimmten Bedingungen auch die Öffnung des Hafens.

Die Presseabteilung der Armee veröffentlichte unterdessen Filmaufnahmen mit den auf dem türkischen Flaggschiff „Mavi Marmara“ geborgenen Hilfsgütern, darunter elektrische Rollstühle, Medikamente, Spielzeug und vor allem Beton. Laut Armeebericht sind 25 Lastwagen mit Waren von der „Mavi Maramara“ beladen und zum Grenzpunkt Keren Schalom gefahren. Der Weitertransport von dort aus werde von der Hamas verzögert, hieß es. Deren Beweggründe blieben unklar.

Auch dem irischen Frachtschiff „Rachel Corrie“ sagte Israel den Weitertransport der geladenen Hilfsgüter zu. Die rund 20 Aktivisten an Bord sind offenbar zu begrenzter Kooperation mit der israelischen Marine bereit und wollen die Soldaten widerstandslos an Bord lassen. Sie lehnen jedoch ab, Israel die Fracht auszuhändigen oder sich von ihrem Weg abbringen zu lassen. „Wir beabsichtigen nicht und werden auch in Zukunft niemals die Absicht haben, den Hafen von Ashdod anzulaufen“, meldete die „Free Gaza“-Bewegung.

Im Westjordanland fanden gestern Demonstrationen zum 43. Jahrestag des Besatzungsbeginns statt. Die Palästinenser forderten den Abriss der Siedlungen und der Trennmauer und die Beendigung der Blockade von Gaza. Unter dem Motto „Die Regierung versenkt uns alle“, rufen die israelischen linken Parteien und Friedensbewegungen für Samstagabend zu einer Kundgebung in Tel Aviv auf.

SUSANNE KNAUL