Betr.: Stefan Reinecke
Roman des Jahres

John Williams: „Stoner“ (dtv). Universitätsromane sind oft geschwätzig, eitel. Dieser nicht. Ein Farmersohn wird Literaturprofessor. Ein karges Leben, fast schlicht erzählt. Und ohne creativ-writing-soundbites.

Politisches Buch des Jahres

Ulrike Herrmann: „Wie der Reichtum in die Welt kam“ (Westend). Ich soll keine Bücher von Kolleginnen empfehlen. Aber wer ohne Moraldosis etwas mehr von der Finanzkrise begreifen will, ist hier richtig.

Buch zum Verschenken

Wolfgang Herrndorf: „Arbeit und Struktur“ (Rowohlt.Berlin). Scharfe Selbstbeobachtung, mitleidlose Beschreibung des eigenen Verschwindens. Ein Text, der zeigt, dass nur Sprache Rettung in aussichtsloser Lage ist.

Buch zum Angeben

Thomas Brasch: „Die nennen das Schrei“ (Suhrkamp). Seine Lyrik ist so, wie Brasch war: zart, unerträglich, manchmal pathetisch, manchmal kalt-klug, empfindsam. Und verloren.

DVD / Hörbuch

Jane Campion: „Top of the lake“. Das Verbrechen in der Provinz, die Polizistin, die Wahrheit sucht und sich selbst findet. Die Genrepattern wirken wie verrutscht: David Lynch meets Postfeminismus.

 Stefan Reinecke ist politischer Korrespondent der taz