Licht ins Dunkel – in den Berliner Schlachthof kehrt Leben ein

BSE und Party passt nicht? Passt wohl. Zumindest in Eisenach. Dort steht BSE für die Bühne Schlachthof Eisenach. Ein Bier in der Räucherhalle trinken oder abtanzen im Kühlhaus – was fehlt sind die ausblutenden Rinderhälften. „Die Kadaverhaken sieht man bei uns noch“, meint Malus Oralek aus der Arena in Wien, einem ursprünglich besetzten Schlachthof – mittlerweile ein etablierter Veranstaltungsort. Die Aktivisten lehnten während der Besetzung sogar ein alternativ angebotenes Renaissanceschloss ab und blieben auf dem Schlachthof. Das Besondere ist die Ästhetik der Bauten, die Malus regelmäßig Architekturstudenten vorführt.

Die Hamburger feiern ebenfalls in einer ehemaligen Schlachthalle, in der Musikkneipe Knust. Der Wirt Karl Roschinski schätzt, dass die meisten Gäste die vergangene Nutzung nicht kennen. Er hofft, dass die Veganer nicht merken, dass sich die Blutrinnen noch durch den Raum ziehen.

In Berlin ist das Prinzip Partygäste statt Rinder gescheitert – eine Großdisko im ehemaligen Zentralschlachthof in Friedrichshain konnte sich nicht etablieren. Die Zunft AG will die seit 1990 leer stehende Rinderauktionshalle nun in einen Marktplatz für traditionelles Handwerk verwandeln. So haben ein Berliner Edelrestaurant und eine Biobäckerei bereits Mietverträge unterschrieben. Ein Stück Schlachthof haben sich die Berliner trotzdem gesichert: Die Wiese vor der Rinderauktionshalle nutzen viele als Grillplatz. Das Fleisch liegt jetzt auf dem Rost statt auf der Schlachtbank. Ein wenig zynisch. Aber vielleicht hat einige von ihnen gerade der morbide Charme angelockt. KATJA BARTHOLD, ANNA RENNER FOTO: K. BARTHOLD