WM sorgt für niegelnagelneue Duschen

Kleine Fußball-Vereine profitieren von dem grassierenden WM-Fieber. Weil berühmte Nationalmannschaften in ihren Stadien trainieren, wurden die Arenen in letzter Minute aufgehübscht – mit Rollrasen, neuen Umkleiden und Toren

Die Weltmeisterschaft wirft ihre Schatten voraus – bis in das umwaldete Stadion „An der Alten Försterei“ des 1. FC Union in der Wuhlheide. Dorthin hatte der Weltfußballverband Fifa das Testspiel des WM-Starters Angola gegen die in der Qualifikation gestrauchelten Türken legen wollen. Ein Fehlpass im Kommunikationsnetz der Fifa, wie sich herausstellte. „Wir hatten eine lockere Anfrage des türkischen Verbandes. Dabei ist es geblieben“, erklärte Union-Sprecher Lars Töffling. Der Formcheck der Angolaner fand dann im niederländischen Sittard statt.

Duschen glänzen neu

Andere Berliner Fußballvereine spielen den konkreten Doppelpass mit dem Top-Event. Das Mommsenstadion von Tennis Borussia etwa erstrahlt in ungeahntem Glanz. Denn Jürgen Klinsmann hat die zuvor dringend renovierungsbedürftige Arena in Eichkamp als Übungsplatz für seine deutschen Auswahlkicker erkoren.

„Der Parkplatz vor dem Stadion wurde saniert. Auf dem Platz ist teilweise Rollrasen verlegt worden. Die Geschäftsstelle und der Kabinentrakt wurden hergerichtet, auch die sanitären Anlagen – alles neu! Wir werden immer professioneller“, frohlockt Ronald Maschke, Sportchef bei Amateur-Oberligist TeBe.

Aus dem Schul- und Sportanlagensanierungsprogramm 2006 wurden 420.000 Euro lockergemacht, damit Klinsis Helden viermal zwischen dem 9. und 23. Juni das „Mommse“ in Beschlag nehmen können. „Wohlfühlen ist ein wichtiger Baustein für den Erfolg“, betont Sportstadtrat Reinhard Naumann von Charlottenburg-Wilmersdorf.

Auch TeBe profitiert: Der ambitionierte Ex-Bundesligist, der den Aufstieg in die nächsthöhere Regionalliga anpeilt, bräuchte sich im Erlebensfall keine Sorgen um die Zulassung seiner Spielstätte machen. „Absolut zweitligareif“, urteilt Maschke über die aufgepeppte Eichkamp-Arena.

Auch der Lichterfelder FC rollt der WM entgegen: 2,20 Meter breit und 15 Meter lang sind die Streifen des modernen Rollrasens, der im Stadion des LFC am Ostpreußendamm verlegt worden ist. Als Trainingsgäste sind immerhin der fünfmalige Worldchampion Brasilien, Schweden und Ecuador avisiert. „Das Stadion wird weltmeisterliche Verhältnisse bieten“, verspricht Erik Schrader, Sportstadtrat von Steglitz-Zehlendorf.

Eigens installierte Tore

160.000 Euro kostete die Sanierung, die auch Tribüne und Umkleidetrakt umfasst. Fast scheint es, als würde der LFC aus dem Feiern nicht herauskommen, nachdem die erste Mannschaft gerade den Aufstieg in die Oberliga perfekt machte. „Natürlich sind wir glücklich“, erzählt Vereinsvorsitzender Peter Ernst, dem besonders die installierten WM-Tore imponieren: „Es ist eine Augenweide, wenn man sieht, wie der Ball darin zappelt.“

SD Croatia verspricht sich von der WM bisher einen ideellen Aufschwung. „Ein Imagegewinn ist es schon“, sagt Clubchef Pero Kolobaric. Er kennt Niko und Robert Kovac, zwei in Berlin aufgewachsene Spieler aus dem Balkan-Kader, von Kindesbeinen an.

Allzu gern hätte Croatia anlässlich des mit Spannung erwarteten Berlin-Gastspiels Kroatiens gegen Brasilien am 13. Juni ein öffentliches Fest gefeiert. „Wir sollten einen Platz am Ku’damm bekommen, leider hat es nicht geklappt“, klagt Perovic. Jetzt planen die Weddinger, dem Highlight im Olympiastadion auf der Party der kroatischen Brauerei „Karlovacko“ in der Neuköllner Columbiahalle entgegenzufiebern.

Hingegen hat FC Spandau 06 seine Gala schon gehabt – sogar auf internationalem Niveau: Am Pfingstsonntag erwartete der Jubilar zum 100. Wiegenfest auf dem Sportplatz Ziegelhof das Team des karibischen Zwergstaates Anguilla. FC-Präsident Elmar Koch freut sich über den gelungenen Geburtstagscoup: „Anguilla ist die 33. Mannschaft, die zur WM nach Deutschland eingeladen wurde.“ JÜRGEN SCHULZ