WAS MACHT EIGENTLICH ... der Fledermausnachwuchs?
: Volksnah werden

Sonderlich attraktiv sind sie ja nicht, die armen Dinger: schrumpliges Gesicht, spitze rosa Nase, scharfe Zähne, unansehnliche Hautlappen an den Armen. Die aus Amerika stammende Brillenblattnase ist als Patentier nur schwer vermittelbar. Statt einen nachtaktiven Vertreter der hasenmaulartigen Fledermäuse, der während der offiziellen Besuchszeiten faltig und stumm von der Decke hängt, adoptieren die meisten lieber ein wolliges Löwenbaby.

Vielleicht liegt es ja am Namen, überlegte das Berliner Artenschutzteam BAT, das sich um die Fledermauspopulation in der Spandauer Zitadelle kümmert. Der Artenname „Carollia perspicillata“ zieht höchstens ein paar Akademiker an. Da braucht es was Volksnahes. Genau: Fußball. Die Artenschützer rufen alle Berliner dazu auf, die sechs neugeborenen Weibchen und elf Männchen aus der Zitadelle auf den Namen ihres Lieblingsfußballers zu taufen. Auf einem WM-Familienfest sollen die etwa 65 Zentimeter langen Tiere dann an fußballbegeisterte Paten vermittelt werden. Für 60 Euro im Jahr können die sich ihren eigenen kleinen Michael Ballack oder Lukas Podolski leisten.

Nur ein doofer Werbegag? Mitnichten, bestehen doch Wesensähnlichkeiten zwischen den geflügelten Waisen und ihren Namensvettern: Beide bekommt man selten zu sehen, beide schließen sich in Junggesellengruppen zusammen und verfügen über einen exzellenten Orientierungssinn in unbekanntem Terrain. Schade nur, dass die echten Fußballer nicht auch noch Flügel haben. API FOTO: ARCHIV