Anti-Terror-Einsätze mit Fragezeichen

Polizei in London sagt nicht, warum ein Mann angeschossen wurde. 17 Terrorverdächtige in Kanada festgenommen

LONDON/TORONTO ap/dpa ■ Nach der Erstürmung einer mutmaßlichen Bombenwerkstatt in London sind die genauen Umstände des Antiterroreinsatzes weiter unklar. Die Polizei machte auch gestern keine Angaben darüber, warum bei der Razzia mit 250 Beamten am Freitag ein Mann angeschossen wurde. Der 23-Jährige wurde vom Krankenhaus in eine Hochsicherheits-Polizeiwache gebracht, wo auch sein ebenfalls festgenommener jüngerer Bruder festgehalten wurde.

Die Beamten suchten im Haus der Brüder weiter nach Hinweisen auf Chemiewaffen. Sie stehen laut Polizei im Verdacht, einen Sprengsatz mit giftigen Gasen gebaut zu haben. Sie bestreiten laut ihren Anwälten die Vorwürfe. Beide Brüder sind vorbestraft, jedoch nicht wegen terroristischer Handlungen.

Die kanadische Polizei will unterdessen mit der Festnahme von 17 Terrorverdächtigen Anschläge vereitelt haben. Die zwölf Männer und fünf Jugendlichen hätten Terrorakte im Süden der Provinz Ontario geplant, erklärten die Sicherheitskräfte am Samstag in Toronto. Unter den Festgenommenen seien junge Kanadier, die aufgebracht seien über die Behandlung von Muslimen in aller Welt, berichtete die Zeitung Toronto Star am Samstag. Die Gruppe habe ein Ausbildungslager nördlich von Toronto betrieben. Ein Anwalt bezeichnete die Vorwürfe gegen seine Mandanten als „völlig vage“.

Laut Polizei bemühte sich die Gruppe um Beschaffung von drei Tonnen Ammoniumnitrat sowie andere Sprengstoffkomponenten. Dies sei das Dreifache der Menge des Anschlags von Oklahoma 1995 mit fast 170 Toten. In der Nacht nach den Festnahmen zerstörten in Toronto Unbekannte 30 Scheiben und eine Tür einer großen Moschee.