Der Eingeholte

Es ist einiges los bei der Polizei in Oldenburg. Erst gestern teilte die Polizeidirektion mit, gegen Vize-Polizeipräsident Dieter Buskohl liefen nicht länger interne Ermittlungen und ein Disziplinarverfahren wegen Vetternwirtschaft. Fast gleichzeitig wurde bekannt, dass ein anderer hochrangiger Ordnungshüter wegen ähnlicher Vorwürfe im Visier ist: Gegen den ehemaligen Polizeipräsidenten Hans-Jürgen Thurau ermittelt die Staatsanwaltschaft – wegen des Anfangsverdachts des Geschehenlassens von Straftaten durch Untergebene.

Der 60-jährige Thurau soll geduldet haben, dass der suspendierte Leiter der Polizeiinspektion Wilhelmshaven seinen Dienstwagen samt Fahrer munter privat genutzt hat. Thuraus ehemalige Diensträume und seine Privatwohnung daheim in Cloppenburg wurden bereits durchsucht.

Im Frühjahr erst, nach dem Regierungswechsel in Hannover, war Thurau von Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) ausgemustert worden, ist seither im einstweiligen Ruhestand. Gleich drei seiner sechs Polizeipräsidentenstellen besetzte der Minister damals neu – ohne Begründung. Auf den parteilosen, aber als CDU-nah geltenden Thurau folgte ein SPD-Mann. Im Landtag sorgten die Personalrochaden für hitzige Debatten, Filz-Vorwürfe inklusive.

Von Cloppenburg aus, wo er zwischenzeitlich als Landratskandidat gehandelt wurde, war Thurau einst nach Oldenburg versetzt worden, wo er sich den Ruf des Vorzeige-Ermittlers erarbeitete: Als der Doppelmörder Ronny Rieken 1998 als bundesweit erster Sexualstraftäter per Massen-Gentest überführt wurde, hatte Thurau auf dieses Vorgehen gepocht – der Startschuss für die bundesweite DNA-Datenbank, die mittlerweile fast 800.000 Menschen erfasst.

Auf Thurau selbst stieß die Staatsanwaltschaft jetzt von sich aus: Sie schöpfte im Zuge ihres Dienstwagen-Verfahrens gegen den Wilhelmshavener Polizeileiter Verdacht. Vize Buskohl hingegen war anonym aus Polizeireihen beschuldigt worden.  THA