Bäume fürs Leben

Geld investieren und damit auch noch der Umwelt einen Dienst erweisen: Der Baumsparvertrag macht‘s möglich. Mit den Einlagen der Sparer werden in Panama Mischwälder angepflanzt – und 400 Menschen in Arbeit gebracht

VON LUTZ DEBUS

Um im Alter keine Not leiden zu müssen oder auch die Kinder versorgt zu wissen, pflanzte man früher einen Wald. War man alt und die Kinder groß, brachten die Bäume den entsprechenden Ertrag. Etwas moderner aber ähnlich funktioniert der „Baumsparvertrag“, den die Firma „Forest Finance“ aus Bonn anbietet. Ein Betrag ab 30 Euro kann monatlich überwiesen werden.

Nach 25 Jahren, wenn aus kleinen Setzlingen ausgewachsene Bäume geworden sind, wird der gesparte Betrag plus einer Rendite ausbezahlt. Geschäftsführer Harry Assenmacher geht von einer jährlichen Verzinsung je nach Wachstumsgeschwindigkeit und Holzpreis von sechs bis zwölf Prozent aus. Etwa 2.500 Baumsparer gibt es bereits, die die Anforstung von inzwischen 50 Hektar Wald pro Jahr ermöglichen und so auch einen Beitrag zum weltweiten Klimaschutz leisten.

Die Bäume, die die satten Erträge für die Sparer erwirtschaften, stehen in Panama. Harry Assenmacher nennt die Gründe, warum seine Firma so sehr in die Ferne schweift. Tropenholz bringt einen guten Preis. Das erhöht den Gewinn. Und obwohl die Mitarbeiter vor Ort übertariflich bezahlt werden, sind die Lohnkosten in Mittelamerika sehr niedrig. So kann die Firma etwa darauf verzichten, Pestizide einzusetzen. Dies sei zwar sehr arbeitsintensiv, aber eben durch die vergleichsweise niedrigen Löhne durchaus auch für die Kapitalgeber vertretbar. Die Wälder, die die Bonner Baumsparkasse anpflanzt, stehen nicht wie in Plantagen in Reih und Glied. Es handelt sich vielmehr um Mischwald, der weniger anfällig für Schädlinge ist. Angepflanzt werden 50 verschiedene, überwiegend heimische und standortgerechte Baumarten. Davon tragen allerdings sechs Arten den größten wirtschaftlichen Erfolg bei. Diese ökonomisch wichtigsten Bäume sind: Teak, Mahagoni, Rosenholz, Zapatero, Amarillo und Cedro Espino. Durch die Mischpflanzung macht man sich unabhängig von den von Holzsorte zu Holzsorte stark schwankenden Weltmarktpreisen. Teakholz zum Beispiel brachte in letzter Zeit je nach Qualität und Vermarktungsdatum manchmal 250 Euro pro Festmeter ein. Manchmal waren es aber auch 4000 Euro.

Nicht nur ökologisch sondern auch sozial nachhaltig werde das Geld der Bausparer angelegt, versichert Harry Assenmacher. Forest Finance sei in jener Provinz in Panama mit etwa 400 Beschäftigten der wichtigste Arbeitgeber. Sozialleistungen wie Alphabetisierungsprogramme für die älteren Arbeiter oder günstige Kleinkredite für die eigenen vier Wände helfen vor Ort den Menschen. So sind die Baumsparer aus Deutschland auch Bausparer für kleine Häuser in Mittelamerika.

Panama wurde als Projektstandort gewählt, weil dieses Land im Gegensatz zu anderen Staaten in Mittelamerika sowohl klimatisch wie politisch relativ sicher ist. Es gibt vergleichsweise wenige Unwetter. Gegen Feuer ist der Wald versichert. Die politischen Verhältnisse sind, bedingt auch durch den die Weltmeere verbindenden Kanal, sehr stabil. Seit 103 Jahren gab es keinen Krieg mehr. Natürlich ist der Einfluss der USA noch stärker als in anderen Staaten Lateinamerikas – die Landeswährung ist der US-Dollar.

Die Baumsparer sind übrigens willkommene Gäste. So kann es eine spannende und auch erholsame Reise sein, sich die eigene Altersversorgung einmal aus der Nähe anzuschauen. Panama bietet viele Möglichkeiten: Wanderungen im Urwald, Strandurlaub, Korallentauchen, Segeln. Wer will, kann im Urlaub unter seinen Bäumen liegen. Durch einen solchen Flug nach Panama wäre dann allerdings die Bilanz der Investition wieder im Minus – sowohl ökologisch, als auch wirtschaftlich.