der kommentar
: Was ich von Deutschland will

DFB-Manager Oliver Bierhoff fordert einen „positiven Patriotismus“ von uns Deutschen. Kriegt er ihn?

Noch immer gibt es Menschen, die sich fragen, ob sie denn nun ab heute „für Deutschland“ sind. Die einen, weil sie darüber noch nicht nachgedacht haben, die anderen, weil eine halblebig geführte Patriotismus- und Nationalismusdebatte ihren Widerwillen weckt. Nun hat auch noch DFB-Manager Bierhoff einen „positiven Patriotismus“ eingeklagt. Er will, dass wir wollen, dass Deutschland gut spielt.

1. Wer bei der WM „für Deutschland“ ist, ist in erster Linie für ein Fußballteam.

2. Es handelt sich dabei nicht grade um ein Spitzenteam.

3. Die Arbeitslosigkeit wird durch die sportlichen Ergebnisse des deutschen Teams nicht gesenkt. Sie wird auch nicht ansteigen. Die Verhinderung der Klimakatastrophe folgt auch nicht durch eine erfolgreiche WM.

Früher durchdrang die Politik alle Bereiche bestimmter Milieus, heute ist es auch die Unterhaltung und der Fußball. Es kann gut sein, dass der Zugriff der professionellen Unterhalter, etwa jener der Politik und des Fernsehens, nicht einfach zu ertragen sein wird. Aber sollte man ihnen den Fußball deshalb überlassen? Nein, man muss trennen zwischen jener Unterhaltung, die man ihm antut, und der guten Unterhaltung, die der Fußball sein kann. Und damit zu Bierhoffs Forderung: Einen Patrioten wird er aus mir nicht machen. Aber selbstverständlich will ich, dass die deutsche Mannschaft gut spielt. Was sonst? Und sonst nichts. Falls nicht, bin ich auch nicht beleidigt. PETER UNFRIED