Schmu in der Tasse

UNERLAUBTE PREISABSPRACHEN Kann denn Kaffee Sünde sein? Das Bundeskartellamt findet: ja. Betroffen sind mehrere Bremer Traditionsbetriebe

Das Bundeskartellamt hat gegen die Bremer Firma Gebr. Westhoff, den Kraft Foods Außer Haus Service Bremen und sechs weitere auf dem Kaffeemarkt tätige Unternehmen Geldbußen von von insgesamt 30 Millionen Euro verhängt. Der Grund: unerlaubte Preisabsprachen bei der Belieferung von Großverbrauchern.

Bereits im vergangenen Dezember hatte die Behörde gegen die Anbieter Tchibo, Melitta und Dallmayr eine Geldbuße von knapp 160 Millionen Euro wegen unerlaubter Absprachen bei der Belieferung des Einzelhandels ausgesprochen. Eingeleitet wurde das neue Verfahren durch eine Selbstanzeige der Alois Dallmayr Kaffee OHG, einer traditionsreichen Gründung des Bremer Kaffeekaufmanns Konrad Werner Wille, die daher straffrei ausging.

Dem Kaffeeverband wirft das Bundeskartellamt vor, mit einer Pressemitteilung im Februar 2005 ein Kartell von Kaffeeunternehmen gefördert zu haben. In der Mitteilung hatte die Interessenvertretung der Kaffeewirtschaft auf steigende Rohkaffeenotierungen hingewiesen und erklärt, sie rechne mit kurzfristig steigenden Preisen im Außer- Haus-Bereich. Preiserhöhungen seien auch wegen anderer Kostensteigerungen schon lange notwendig. Der Verband will das Bußgeld von bis zu 90.000 Euro akzeptieren.

Nach Erkenntnissen des Bundeskartellamts existierte seit mindestens 1997 bis Mitte 2008 ein Arbeitskreis beim Kaffeeverband, in dem Geschäftsführer und Vertriebsleiter der Kaffeeröster Preiserhöhungen und Preissenkungen für Röstkaffee im Außer-Haus- Bereich (Belieferung von Gastronomie, Hotels, Automatenaufstellern und anderen Großverbrauchern) koordinierten.

Die Geldbußen sind noch nicht rechtskräftig. Sechs der acht Unternehmen und ihre Mitarbeiter haben sich laut Kartellamt aber zu einer einvernehmlichen Verfahrensbeendigung bereiterklärt. Ein weiteres Verfahren läuft noch wegen des Verdachts von Preisabsprachen bei Cappuccino. Es soll voraussichtlich bis Mitte des Jahres abgeschlossen werden. dpa, taz