Immer bloß Bananensaft

PROZESS Bettina Wulff stützt ihren Noch-Ehemann Christian Wulff im Korruptionsprozess und betont die Freundschaft des Exbundespräsidenten mit dem Filmunternehmer Groenewold: Angeblich gesponserter Oktoberfestbesuch war rein privat

Posten auf der Rechnung, für die Groenewold angeblich aufkam: Champagner

AUS HANNOVER TERESA HAVLICEK

Sie hätte sich beide dieses Wiedersehen ersparen können. Das Zeugnisverweigerungsrecht, das Bettina Wulff im Korruptionsprozess gegen ihren Noch-Ehemann, den einstigen Bundes- und niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) hat, wollte sie aber nicht nutzen. Und so lässt sich Bettina Wulff an diesem Donnerstag vom Landgericht Hannover nicht nur zu Wulffs Zahlungs- und Trinkgewohnheiten vernehmen. „Sehr freundschaftlich“ sei ihr Umgang nach der Trennung, sagt sie, als der Vorsitzende Richter sie zunächst zu ihrem aktuellen Verhältnis befragt.

Immer wieder schaut Bettina Wulff rüber zu ihrem Mann auf der Anklagebank. Der lächelt leicht verkniffen, als sie von seiner „natürlichen Aversion gegen Kreditkarten“ erzählt. Wulff habe stets Bargeld in der Hosentasche gehabt, oft ein paar Hundert Euro. Und auch als Bettina seine Trinkgewohnheiten ausbreitet, lächelt Wulff. „Ich wüsste nicht, dass ich meinen Mann auch nur ein einziges Mal angetrunken erlebt hätte“, gibt sie zu Protokoll. Zum Feiern trinke der „Bananensaft“.

All das stützt Wulffs bisherige Angaben im Verfahren wegen des Vorwurfs der Vorteilsannahme. 2008 soll der befreundete Filmunternehmer David Groenewold bei einem Oktoberfestbesuch Teile der Wulff’schen Hotel- und Babysitterkosten und ein Abendessen übernommen haben, insgesamt rund 720 Euro. Zudem soll Groenewold, der wegen Vorteilsgewährung mitangeklagt ist, die Rechnung der Tischgesellschaft der Wulffs im Festzelt übernommen haben, 3.200 Euro. Ein großer Posten darauf: Champagner. Als Gegenleistung soll sich der damalige Ministerpräsident bei potenziellen Sponsoren für ein Groenewold-Filmprojekt eingesetzt haben.

„Absurd“ und „abwegig“ nennt Wulff die Vorwürfe. Zu Groenewold habe er ein rein privates Freundschaftsverhältnis. Die Babysitterkosten will er dem Filmunternehmer umgehend bar erstattet und von den Hotelkosten erst 2012 erfahren haben.

Und auch Bettina Wulff spricht von einer „Freundschaft unter Männern“, bei der „mal der eine, mal der andere“ eingeladen habe. Die Idee für den München-Trip sei schon Monate vorher bei einem Essen mit Groenewold und der Schauspielerin Maria Furtwängler in Hannover entstanden. Da habe man überlegt, „was man denn mal Schönes zusammen unternehmen könnte“. Schließlich habe Groenewold „vorgeschlagen, er würde uns gerne einladen“. Daraus sei später eine dienstliche Veranstaltung geworden. „Es wurde meistens erst geschaut, ob man das eine mit dem anderen verbinden kann, wenn wir einen privaten Termin hatten.“ Fürs Oktoberfest habe Wulff sich dann vorgenommen, mit dem Verleger Hubert Burda über „Medienpolitik“ zu sprechen, mit dessen Frau Maria Furtwängler über die Hannover-„Tatorte“. Die seien damals so „düster“ gewesen, man könnte Niedersachsen doch „ein bisschen freundlicher darstellen“.

Angespannter blickt Wulff erst drein, als die Frage nach geschäftlichen Beziehungen zwischen ihm und Groenewold kommt. Groenewold habe zu der Zeit „zum allerengsten Kreis gehört“, sagt Bettina, ganz so wie Wulff es ebenfalls betont. „In meinem Beisein gab es keine geschäftlichen Gespräche.“

Eine Zwischenbilanz hat das Gericht für kommende Woche angekündigt. Offen ist, worum es dabei gehen wird. Möglich wäre auch eine Beschleunigung oder Einstellung des Prozesses, der bislang eher erkenntnisarm verläuft. Auch die Staatsanwaltschaft verfolgt das Verfahren, für das sie 14 Monate lang ermittelt hat, bisher weitgehend passiv.