Körbeweise Kritik an Transrapid-Trasse

Bis gestern konnten die Bayern ihre Einsprüche gegen die geplante Magnetbahn in München an die Regierung schicken. Davon machten sie reichlich Gebrauch. Wirtschaftsminister Huber bleibt aber optimistisch. Dabei steht noch nicht mal die Finanzierung

AUS MÜNCHENMAX HÄGLER

Der erste Transrapid-Zug für München wird bereits gebaut. Am Donnerstag montierten Arbeiter bei ThyssenKrupp in Kassel Wagenkasten und Unterbau der ersten Zugsektion zusammen. Spätestens ab März soll der Zug dann fahren, erst auf der Versuchsstrecke im Emsland, dann in München – falls die Strecke dort tatsächlich gebaut wird. Das ist noch lange nicht klar. Denn das Projekt, das der 40 Jahre alten Technologie endlich zum Durchbruch verhelfen soll, trifft in München und Bayern auf erbitterten Widerstand. Tausende von Bürgern haben ihre Argumente gegen die Magnetbahn in München eingereicht. Gestern endete die Einspruchspflicht.

Körbeweise sind auch am letzten Tag noch Briefe bei der Regierung Oberbayerns eingegangen, die für die Anhörung im Planfeststellungverfahren zuständig ist. Hauptkritikpunkte sind der Lärm und Eingriffe in die Natur. „Allein bis Donnerstagnachmittag hatten wir schon rund 10.000 Einsprüche gezählt“, so Sprecherin Ines Schantz. „Es ist daher überhaupt nicht absehbar, wie lange die Sichtung und Prüfung dieser Unterlagen dauert, wir kommen da auch an unsere Personalgrenzen.“

Neben vielen Umweltorganisationen ist auch die Stadt München gegen die 40 Kilomter lange Flughafenanbindung. Sie sieht in der größtenteils oberirdischen Trasse „eine gravierende und nicht akzeptable stadtgestalterische und städtebauliche Unverträglichkeit“. Auch sei der Energieverbrauch einer Magnetbahn viermal so hoch im Vergleich zur von der Stadt als Alternative vorgeschlagenen Express-S-Bahn.

Erst Ende Mai hat sich der Stadtrat daher wieder einmal mehrheitlich mit den Stimmen von Grünen, SPD, PDS und ÖDP gegen den Bau der Strecke ausgesprochen. Und auch die betroffenen Umlandgemeinden stellten fest, dass die Trasse „in keiner Weise im Einklang mit den regionalen Belangen und den Bedürfnissen ihrer Bürger“ stehe. Der bayerische Wirtschaftsminister Erwin Huber (CSU) erwartet dennoch spätestens Mitte 2007 den Planfeststellungsbescheid und damit grünes Licht für den Münchner Transrapid. „Die Bagger könnten im Frühjahr 2008 anrollen“, spekulierte der CSU-Mann im April, 2011 könne der erste Zug schweben.

Dabei ist auch die Finanzierung noch immer unklar. 1,85 Millionen Euro soll die Strecke kosten, je 185 Millionen Euro wollen der Freistaat Bayern und die Bahn zahlen, 550 Millionen Euro sollen von der Bundesregierung kommen. Doch schon dieses Geld reicht nicht – Huber will es mit Finanzmitteln der EU und der Fahrzeughersteller stopfen. „Die beteiligten Industrieunternehmen wie Thyssen und Siemens sollten insgesamt 100 Millionen Euro zuschießen“, so Hubers Idee.

Doch im Gespräch mit der taz relativierte Peter Wiegelmann, Sprecher des Konsortiums Transrapid International, dieses Angebot: „Die Unternehmen Siemens und ThyssenKrupp werden keinen verlorenen Zuschuss geben, bei den 100 Millionen Euro handelt es sich um ein Darlehen.“ Und selbst das stünde bei den beiden Unternehmen derzeit gar nicht zur Diskussion. Zum einen seien Kosten noch nicht endgültig geklärt, zum anderen seien die Wagenbauer auch „nicht die Finanziers“ der Magnetschwebebahn. Eine derartige Public-Private-Partnership habe es beim Projekt Hamburg – Berlin gegeben. Das Modell werde aber nach dem dortigen Scheitern in München nicht wiederholt. Auch beim ersten Zug geht ThyssenKrupp auf Nummer sicher. Finanziert wird der Bau durch einen Bundesvorschuss in Höhe von 113 Millionen Euro.