„Es hat nie einen Waffenstillstand gegeben“

Referendum über Zwei-Staaten-Lösung ist überflüssig, meint der palästinensische Regierungssprecher Hamad

taz: Herr Hamad, in der Nacht zu Freitag ist der Chef der Hamas-Brigaden Dschamal Abu Samhadana exekutiert worden. Wie wird die palästinensische Regierung reagieren?

Ghazi Hamad:Wir haben es hier nicht mit dem ersten Verbrechen, dem ersten Massaker der Regierung Israels zu tun. Im Gaza-Streifen sterben fast täglich Menschen unter dem israelischen Beschuss. Aber es ist das erste Mal, dass der Angriff gegen einen offiziellen Regierungsmitarbeiter gerichtet war. Die Israelis hatten schon nach Vereidigung der Minister angekündigt, dass Regierungschef Ismail Hanije ein Ziel ist. Wir befinden uns in einem Krieg. Die Israelis tragen die Verantwortung für die Konsequenzen. Niemand kann dieses Verbrechen unbeantwortet lassen.

Dann ist der Waffenstillstand jetzt vorbei?

Es hat nie einen Waffenstillstand gegeben. Die Israelis setzen die Bombardierungen ununterbrochen fort.

Wird die palästinensische Regierung erneut zum aktiven Widerstand aufrufen?

Wir werden die israelische Regierung dazu aufrufen, die Aggressionen zu stoppen. Dschamal Samhadana wird in der Bevölkerung sehr geschätzt, und ich rechne damit, dass es zu Reaktionen kommen wird. Wer die Vergeltungsschläge provoziert, ist die israelische Regierung. Sie allein trägt die Verantwortung.

Wird die Hamas dem Gefangenendokument und einer Zwei-Staaten-Lösung zustimmen, wie es Palästinenserpräsident Abbas fordert?

Wir hoffen, dass der Dialog mit der Fatah zu dem Vorschlag der Gefangenen zu einer Lösung führen wird. Ein Referendum, wie es Abbas plant, halten wir für überflüssig.

Beeinflusst der Tod Samhadanas die innerparteiliche Diskussion der Hamas?

Innerhalb der Hamas bestehen weder zum Gefangenenpapier noch zum Referendum Meinungsunterschiede.

Israels Regierungschef Ehud Olmert will in Kürze mit Abbas zusammentreffen. Was, glauben Sie, wird bei diesem Gespräch herauskommen?

Die israelische Regierung wird ihre Politik nicht ändern. Wir rechnen nicht mit neuen strategischen Entscheidungen. Olmert hat das schon vor den palästinensischen Wahlen angekündigt, noch bevor die Hamas an die Regierung kam. Er verfolgt einseitige Schritte. Abbas wird nichts erreichen und er wird mit leeren Händen zurückkommen.

INTERVIEW: SUSANNE KNAUL