Diese Woche wird wichtig für ...
: Hagen Boßdorf

… weil der ARD-Sportkoordinator durch eine umstrittene Personalentscheidung wohl wieder einmal selbst zur Personalie bei der ARD-Intendantenkonferenz in dieser Woche wird

Eigentlich reichen die Vorwürfe für drei: Im Dezember 2005 wurden neue Erkenntnisse über Hagen Boßdorfs Stasi-Verbindungen bekannt, der Norddeutsche Rundfunk machte daraufhin seine Einstellung als NDR-Sportchef rückgängig; im Februar 2006 wurde bekannt, dass bei der von Boßdorf verantworteten ARD-Sendung „Star Biathlon 2005“ Schleichwerbung eingebaut war; und nun, im Juni 2006, ist bekannt geworden, dass der kritische Schwimmexperte Hajo Seppelt als Reporter ausgetauscht wird – wohl auf Boßdorfs Bestreben hin.

Wie so oft bei Boßdorf ist die Sache mal wieder unübersichtlich und rechtlich alles andere als eindeutig. Klar ist: Seppelt gilt sowohl unter Kollegen als auch unter Sportlern als ausgewiesener Kenner im Bereich Schwimmen – und im Bereich Doping. Immer wieder, in Büchern wie in Filmen, hat sich der Redakteur des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) des Themas angenommen. Gleichzeitig kritisierte er, dass sich die ARD aus der kritischen Doping-Berichterstattung zurückziehe: „Mit einer offenen Behandlung solcher Themen tun sich ohnehin viele bei uns schwer, manche werden ihre sehr persönlichen Gründe haben“, schreibt Seppelt in einer privaten Mail, die durch Umwege an die Öffentlichkeit gelangte.

Soll hier einem unbequemen Kollegen die öffentliche Plattform entzogen werden? Der Verdacht erscheint nahe liegend – schließlich wird Seppelt, der über zehn Jahre für die ARD berichtete, durch den im Bereich Schwimmen unerfahrenen Neueinkauf Tom Bartels ersetzt.

Als „Abstrafung eines Kritikers“ bezeichnet der Verein Berliner Journalisten den Vorgang. Misstrauisch scheinen zumindest auch die ARD-Intendanten geworden zu sein. Laut Süddeutscher Zeitung wollen sie sich Ende der Woche auf ihrer gemeinsamen Konferenz über den Fall Seppelt informieren lassen.

Bis dahin sollten auch endlich Boßdorfs Gründe für die Versetzung Seppelts bekannt sein. Bislang hat er nämlich nur einen genannt, und der klingt eher nach Ironie: Seppelt soll sich künftig verstärkt um Hintergrundthemen kümmern. Zum Beispiel um Doping. Hannah Pilarczyk