US-Armee macht weiter Jagd auf al-Qaida

Sieben Terrorverdächtige im nordirakischen Kirkut festgenommen. Al-Qaida kündigt Anschlagserie im Irak an. Ermordeter Sarkawi soll hunderte Ausländer zu Terroristen ausgebildet haben – „Schläfer“ jetzt in Wartestellung

BAGDAD/LONDON/NEW YORK rtr/afp/dpa ■ Bei Razzien in der nordirakischen Stadt Kirkuk sind gestern sieben mutmaßliche Mitglieder der Terrorgruppe des von der US-Armee getöteten jordanischen Extremisten Abu Mussab al-Sarkawi festgenommen worden. Ein Sprecher der US-Armee in Kirkuk erklärte, die sieben Verdächtigen gehörten zu den Al-Qaida-Zellen im Irak und seien alle Iraker. Einer von ihnen stamme aus der Provinz Dischala, in der Sarkawi am vergangenen Mittwoch bei einem Luftangriff ums Leben gekommen war. Bereits am Samstag waren in Bakuba 23 Terrorverdächtige festgenommen und mindestens 14 Menschen durch Sprengsätze und Angriffe getötet worden.

Al-Qaida im Irak hat gestern eine Offensive gegen die US-geführten Truppen angekündigt. Die Anschläge würden den Feind erschüttern und ihm den Schlaf rauben, hieß es in einer Erklärung, die auf einer oft von Extremisten benutzen Internetsite zu lesen war. Dies sei auf einer Sitzung der Führung der irakischen al-Qaida beschlossen worden. Dabei sei über die Strategie nach dem Tod Sarkawis beraten worden. Einen Nachfolger benannte die Gruppe nicht.

Einem Bericht der New York Times zufolge soll Sarkawi hunderte von Ausländern im Irak zu Terroristen ausgebildet und später wieder in ihre Heimatländer zurückgeschickt haben. Wie das Blatt in seiner Sonntagsausgabe unter Berufung auf hochrangige jordanische Sicherheitsbeamte berichtete, warteten nunmehr diese etwa 300 so genannten Schläfer auf ihren Einsatz.

Unterdessen haben Medizinier der US-Armee die Obduktion der Leiche Sarkawis abgeschlossen. Die Ergebnisse würden nun ausgewertet, sagte Armeesprecher William Wilhoite gestern in Bagdad. Britischen Medienberichten zufolge ist Sarkawi möglicherweise von US-Soldaten zu Tode geprügelt worden. Die Zeitungen The Observer und The Sunday Times berichteten gestern unter Berufung auf mutmaßliche Augenzeugen, eine solche Möglichkeit könne nicht ausgeschlossen werden. Im Observer wurde ein Mann zitiert, demzufolge US-Soldaten einen wie Sarkawi aussehenden Mann aus einem Krankenwagen zogen, sein arabisches Gewand um seinen Kopf schlangen und ihn heftig schlugen, bis er starb. In der Sunday Times erzählte ein 25-jähriger Arbeiter namens Ali Abbas, die US-Soldaten hätten dem verwundeten Sarkawi Stöße in die Brust versetzt. Dieser sei zunehmend blasser geworden, habe aus dem Mund geblutet und sei schließlich gestorben.