Identität der Toten veröffentlicht

Familienangehörige der Gefangenen bezweifeln Selbstmorde in Guantánamo

SAN JUAN/LONDON/RIAD ap/rtr ■ Das US-Verteidigungsministerium hat die Identität der drei Insassen des Gefangenenlagers Guantánamo bekannt gegeben, die sich am Wochenende das Leben genommen hatten. Demnach handelt es sich um die Saudi-Araber Mani Schaman Turki al-Habardi al-Utajbi und Jassar Talal al-Sahrani sowie um den Jemeniten Ali Abdullah Ahmed. Gegen keinen der drei Männer war offiziell Anklage erhoben worden.

Der 21-jährige al-Sahrani soll laut US-Angaben für die Taliban gekämpft haben. Dem 28-jährigen Ahmed warfen die US-Behörden Verbindungen zu al-Qaida vor. Der 30-jährige al-Utajbi hätte Guantánamo bald verlassen sollen: Er sollte in den Gewahrsam eines anderen Staates übergeben werden, wie aus Unterlagen hervorgeht, die das Ministerium der Nachrichtenagentur AP am Sonntag übermittelte. Welchem Staat er übergeben werden sollte, wurde nicht mitgeteilt.

Die Familie Jassar Talal al-Sahranis bezweifelte gestern seinen Selbstmord. „Ich bin sicher, dass mein Sohn nicht Selbstmord begangen hat“, sagte sein Vater der Zeitung Aschark al-Ausat. „Die Geschichte der US-Regierung ist eine Lüge.“ Bruder Abdullah sagte, Jasser al-Sahrani sei umgebracht worden.

Ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums hat unterdessen herabsetzende Äußerungen von Kollegen relativiert. Er würde die Selbstmorde von Insassen nicht als guten PR-Gag charakterisieren, sagte der für Häftlingsfragen zuständige Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Cully Stimson, gestern der britischen BBC. „Weil wir Amerikaner sind, achten wir das Leben, sogar das Leben gewalttätiger Terroristen“, sagte Stimson.