Im Internet: illegale Möbel für den Garten

Der illegale Handel mit Tropenhölzern boomt. Viele deutsche Importfirmen steigen nun auf das Internet um

„Die meisten Holzhändler wissen kaum, wo ihre Produkte herkommen“

BERLIN taz ■ Die Hemmungen aus den Tagen des Tropenholzboykotts in den 1980er-Jahren scheinen vielerorts verflogen zu sein. So lassen sich zumindest die Ergebnisse einer WWF-Studie lesen, die rund 250 Unternehmen der deutschen Holzbranche befragt hat. „Viele Fachbetriebe setzen immer noch lieber auf die altbekannten Tropenhölzer statt auf nachhaltige Alternativen“, resümiert der WWF-Waldexperte Johannes Zahnen. Noch schlimmer: „Die meisten Holzhändler wissen nur eingeschränkt, wo ihre Produkte herkommen.“

Der WWF schätzt, dass die Hälfte aller Tropenholzimporte in der EU aus illegalem Holzeinschlag stammen. So werden in Indonesien 70 Prozent der Hölzer gesetzeswidrig gefällt, in Brasilien sind es über 60 Prozent.

Neuester Vertriebsweg für die illegalen Hölzer ist das Internet, warnt der WWF. „Bei Ebay und vergleichbaren Plattformen nimmt das Angebot drastisch zu“, hat Zahnen festgestellt. So hätte etwa eine deutsche „Zwei-Mann-Firma“ 25 Container mit Mahagoni-Gartenmöbeln eingeführt und über das Internet vertrieben, obwohl die Ware kein Tropenholz-Gütesiegel hatte. Bei Teak-Angeboten im Internet stellte sich bei einer WWF-Stichprobe heraus, dass 2.700 Artikel nicht über ein Zertifikat verfügten, dass das Tropenholz aus legalem und nachhaltigem Einschlag stammt. Nur ganze 30 Artikel besaßen dieses FSC-Siegel, das der „Forrest Stewardship Council“ vergibt.

Der Gesamtverband des Deutschen Holzhandels ist weniger alarmiert. Hier verweist man auf Erhebungen des Statistischen Bundesamtes: Der Holzhandel im Internet habe im Jahr 2004 nur 0,5 Prozent des Gesamtumsatzes von 9,3 Milliarden Euro ausgemacht. Dieses Argument beeindruckt den WWF überhaupt nicht: „Das ist nur ein spitzfindiger Definitionsstreit“, sagt Zahnen. „Wir berücksichtigen nicht nur die reinen Holzhändler, sondern eben auch die Importeure von Gartenmöbeln.“ Holzverbands-Geschäftsführer Rudolf Luers kann sich dennoch nicht vorstellen, dass seine Mitglieder illegal im Internet mit Tropenhölzern handeln: „Viele unserer Betriebe sind kleine und mittelständische Unternehmen, die sich solch einen Imageschaden überhaupt nicht leisten könnten.“

Einig sind sich beide Seiten, dass Zertifikate Licht in den Dschungel des illegalen Tropenholzhandels bringen könnten. Im Mittelpunkt steht dabei vor allem der europäische Aktionsplan zur „Rechtsetzung, Politikgestaltung und Handel im Forstsektor“ (FLEGT auf Englisch), an dem seit dem Jahr 2003 gearbeitet wird. Doch bisher liegt der Plan nur als Entwurf vor; Deutschland hat bisher noch kein einziges bilaterales Abkommen mit einem Holzexporteurland beschlossen.

Der WWF will nicht länger auf FLEGT warten, die Situation der Urwälder sei zu dramatisch. Die Umweltschutzorganisation fordert ein Urwaldschutzgesetz in Deutschland, das den Handel mit illegalem Holz unter Strafe stellt. Der Importeur von Holz würde durch dieses Gesetz verpflichtet, die Legalität über die gesamte Handelskette nachzuweisen.

Ein Gesetzentwurf existiert bereits. Denn schließlich hatte sich Rot-Grün schon 2002 in ihrem Koalitionsvertrag auf ein Urwaldschutzgesetz geeinigt. Vor wenigen Wochen haben die Grünen den Entwurf erneut in den Bundestag eingebracht. Damit sollen CDU und SPD zu einer Stellungnahme gezwungen werden. In der vergangenen Legislaturperiode hatten beide Volksparteien in Anträgen erklärt, dass sie ein Urwaldschutzgesetz befürworten. Doch seither haben sie sich in Schweigen gehüllt. VOLKER HOLLMICHEL