WIE MIKROKREDITE BEIM KAFFEEKRÄNZCHEN VERGEBEN WERDEN
: Kekse essen und helfen

VON REINHARD WOLFF

NEBENSACHEN AUS STOCKHOLM

Haferkekse, Apfelmuffins und eine herrliche Buttercreme-Kirsch-Torte waren aufgetischt. Am Freitagabend traf sich unsere Keksbank bei Birgitta und Sören. Die Keksbank trifft sich einmal im Monat. Zu Kaffee, Keksen und manchmal eben auch Kuchen setzen wir uns dann um die drei, vier mitgebrachten Laptops, rufen www.kiva.org auf und verleihen Geld.

Seit Muhammed Yunus aus Bangladesh dafür 2006 den Friedensnobelpreis gewonnen hat, sind Mikrokredite ja eine bekanntere Sache geworden. Kiva wurde ein Jahr vorher als Non-Profit-Organisation von den Eheleuten Flannery aus Kalifornien gegründet. Über die Kiva-Webseite können Menschen weltweit anderen Menschen vorwiegend aus Dritte-Welt-Ländern Mikrokredite in Höhe von mindestens 25 Dollar für ihre Geschäftsidee leihen. Bis jetzt sind von fast einer halben Million Kiva-UserInnen an über 350.000 KleinunternehmerInnen in 53 Ländern 141 Millionen Dollar geflossen und zu 98,17 Prozent wieder zurückgezahlt worden.

Diese Idee fand der Göteborger Medizinstudent Peter Kelly richtig gut. Weil es ihm aber etwas zu trist war, allein vor dem Rechner zu sitzen und sich durch die Liste der Kreditsuchenden zu klicken, kam er 2007 auf die Idee, daraus eine etwas sozialere Geschichte mit Freunden zu machen. Sich aber nur zu treffen, um Geld zu verleihen, das war irgendwie zu trocken. Ich mag Kekse, ich mochte das Projekt. So wurde die Keksbank geboren.

Mittlerweile hat sich die Keksbank-Idee in ganz Schweden verbreitet. Die meisten Keksbanken bestehen aus 10 bis 12 Leuten, die sich regelmäßig treffen. Manche verleihen außer über Kiva auch über andere ähnliche Initiativen. Wir haben eine Gruppe von Krankenschwestern in Kongo-Kinshasa entdeckt (www.afia-fev.org/), die Geld an Frauen leihen, die sexueller Gewalt ausgesetzt waren.

Am Freitag war Kiva an der Reihe. Normalerweise wandern von jedem umgerechnet je 10 Euro in den Gemeinschaftskorb. Zinsen bekommen die Kreditgeber bei Kiva nicht, wohl aber müssen die Kreditnehmer diese den Mikrokreditorganisationen zahlen, mit denen Kiva vor Ort zusammenarbeitet. So bleibt das gute Gefühl, sein Geld hoffentlich sinnvoll arbeiten zu lassen. Nach drei Runden Kaffee entschieden wir uns für eine Gruppe Ziegelbrenner in Mosambik, einen tadschikischen Bauern, der sich Bienenvölker kaufen will und für María aus Ecuador, die mit Kochgeschirr handelt.