Verteidiger „für Heimat bereit“

Ein Fehlpass im Training und er war am Boden zerstört

Es ist sicherlich kein Fehler, Josip Simunic, den seine Freunde „Joe“ nennen, als schwierigen Typen zu bezeichnen. Immer wieder kämpfte der in Canberra geborene Innenverteidiger auch mit Depressionen. Sein früherer Mentaltrainer bei Hertha BSC, Gerd Driehorst, sagte einst in einem Interview mit Sport-Bild: „Er hatte jeden Tag Versagensängste und Selbstzweifel. Ein Fehlpass im Training reichte und er war am Boden zerstört, hat alles infrage gestellt. Er hat sich selbst zerfleischt.“

Doch Simunic hat sich immer wieder durchgebissen, eine veritable Karriere als Kicker hingelegt. Zuletzt spielt er bei Dinamo Zagreb und in der kroatischen Nationalmannschaft, die sich unlängst für die Fußball-WM in Brasilien (12. Juni bis 13. Juli 2014) qualifizierte. Simunic sollte eine tragende Rolle in der kroatischen Abwehr spielen, doch daraus wird nichts, denn der Fußballweltverband Fifa hat den 35-Jährigen für die gesamte Zeit der WM gesperrt. Simunic darf kein Spiel in Südamerika bestreiten. Ja, er darf nicht einmal im Stadion sein, wenn sein Team in São Paulo, Manaus oder Recife aufläuft und in der Gruppe A gegen Brasilien, Mexiko und Kamerun ums Weiterkommen kämpft.

Die Fifa hat Simunic wegen eines Vorfalls im Länderspiel gegen Island am 19. November in Zagreb bestraft. Simunic hatte nach der Partie übers Stadionmikrofon die Parole „Za Dom – Spremni!“ zum Besten gegeben. Der umstrittene Ustascha-Gruß heißt übersetzt: „Für die Heimat – bereit!“ Die nationalistische Ustascha, ein 1929 gegründeter Geheimbund, wurde in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu einer faschistischen Bewegung. Mit der Annäherung ans faschistische Italien und ans nationalsozialistische Deutschland wurde der jetzt von Josip Simunic benutzte Ustascha-Gruß mit erhobenem rechten Arm ausgesprochen.

Die Fifa kam zu dem Schluss, dass dieser Gruß diskriminierend sei und die Würde einer Gruppe von Personen in Bezug auf Rasse, Religion oder Herkunft verletze. Überdies muss Simunic 30.000 Schweizer Franken zahlen. Bereits im Frühjahr dieses Jahres hatte die Fifa in der „Resolution gegen Rassismus und Diskriminierung“ ein hartes Durchgreifen bei solchen Delikten angekündigt.

Simunic hatte versucht, den Vorfall zu bagatellisieren; er habe in einem „emotionalen Moment“ nur seine Liebe zur Heimat zum Ausdruck bringen wollen, behauptete er. MARKUS VÖLKER