Hungern für mehr Rechte

PROTEST Libanesischer Asylbewerber ist in Hannovers Innenstadt im Hungerstreik

Mit einem Hungerstreik mitten in der Fußgängerzone von Hannover will ein libanesischer Asylbewerber gegen die Entrechtung durch deutsche Behörden protestieren. Seit Dienstag verzichtet Hussein Charara auf feste Nahrung, nimmt nur ein Minimum an Wasser zu sich und hat nach eigenen Angaben auch Medikamente abgesetzt, die er wegen einer Magen- und Darmerkrankung einnehmen muss.

„Mir geht es gut“, sagte Charara gestern der taz. Viele Passanten blieben stehen, einige brächten Decken oder spendeten Geld. In der Nacht auf Mittwoch wurde er allerdings von einer Gruppe Neonazis angepöbelt. Unterstützer riefen die Polizei.

Charara lebt mit einer sogenannten Duldung in Deutschland. Das Papier bedeutet im Grunde nur eine Aussetzung der Abschiebung und wird immer nur für kurze Zeiträume ausgestellt. Er fühle sich mit Schuhen getreten und hin- und hergeschoben „wie ein Fußball“, schreibt Charara in einer Erklärung in englischer Sprache. Für jede einzelne Bescheinigung seien etliche Behördenbesuche nötig. Beim Sozialamt müsse Charara, weil er nicht in einer gesetzlichen Krankenkasse versichert sei, „förmlich um einen Krankenschein betteln“, bestätigte Sigmar Walbrecht vom Niedersächsischen Flüchtlingsrat. Da Charara unter einer Erkrankung leide, die eine kontinuierliche Behandlung notwendig mache, komme das häufig vor.

Walbrecht kritisierte, dass Sondergesetze die vollständige Teilhabe von Flüchtlingen in Deutschland verhinderten. Im Falle von Charara könne eine schnelle Entscheidung des zuständigen Bundesamtes über seinen Asylfolgeantrag die Situation rasch verbessern. Wegen seiner Krankheit habe er gute Chancen auf einen Aufenthaltstitel.  RP