Arrogant, aber mächtig

Premier Alkatiri hat die stärkste politische Kraft hinter sich

Für viele Osttimoresen trägt Mari Alkatiri die Hauptschuld an der Krise. Denn der Premier hatte im März 600 Soldaten aus dem Westen des Landes entlassen, die sich mit einem Streik über Benachteiligungen in der Armee aus insgesamt 1.400 Soldaten beschwert hatten.

Der 56-jährige Alkatiri gilt als arrogant. Heute meinen viele, dass ohne seinen Rücktritt die Krise nicht zu lösen sei. Doch Alkatiri beharrt auf seinem Amt und wirft dem beliebten, aber bisher machtloseren Präsidenten Xanana Gusmão vor, die Situation auf Kosten des Premiers ausnutzen zu wollen. Auch Gusmão konnte Alkatiri nicht zum Rücktritt drängen, sondern erhielt vielmehr nur einen auf 30 Tage begrenzten Oberbefehl über die Reste von Polizei und Armee.

Ein Grund für Alkatiris Beharren ist, dass er von der Fretilin unterstützt wird. Die frühere Befreiungsbewegung und jetzige Partei ist die stärkste politische Kraft im Land. Alkatiri ist nicht nur einer ihrer Gründer, sondern auch Generalsekretär. Seinen Gegnern droht er, 100.000 Fretilin-Anhänger auf die Hauptstadt Dili marschieren zu lassen. Damit beeindruckte er zumindest Australien. Dessen Außenminister Downer erklärte, ein Rücktritt Alkatiris würde das Land nicht stabilisieren, sondern vielmehr die Unruhe schüren.

Alkatiri stammt aus einer jemenitischen Händlerfamilie, die sich im damals portugiesischen Timor niederließ. Er ist einer der wenigen Muslime im mehrheitlich katholischen Kabinett. Die indonesische Besatzungszeit verbrachte er im damals sozialistischen Mosambik, was nach Meinung einiger Beobachter seine Tendenz zu autoritären Entscheidungen förderte. Zumindest gilt dies als Grund für seinen wenig pragmatischen Beschluss, das kaum bekannte Portugiesisch statt des verbreiteten Indonesisch als Landessprache einzuführen. Alkatiri wird Korruption vorgeworfen, weil seine Regierung seinem Bruder einen Exklusivvertrag für Waffenlieferungen an Armee und Polizei gegeben hat. HAN