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FOTOS AUS SÜDAFRIKAIch sehe schwarz. Ich weiß.

Vor lauter Vuvuzelas und Bafana Bafana vergisst man schnell, dass Südafrika ein Land ist, dessen Geschichte schon vor 2010 begonnen hat. Um sich diese Tatsache in Erinnerung zu rufen, bietet sich der Besuch der Ausstellung „Südafrikanische Fotografie 1950–2010. Apartheid – Widerstand – Freiheit“ im Willy-Brandt-Haus an. Schwarz-weiß prangen 150 Fotos an den kalkfarbenen Wänden des SPD-Tempels. Sie spiegeln schon in dieser scheinbar schlichten Verweigerung von Farbe die gesellschaftliche Polarisierung des WM-Gastgeberlands wider. Das Schwarz-Weiße haben die Bilder mit dem Schachspiel gemein, das im Zentrum einer Fotografie steht, die zwischen den vielen blutigen Bildern aus der südafrikanischen Geschichte beinahe untergeht.

Das Bild stammt aus dem Jahr 2004, wurde also 20 Jahre nach den ersten demokratischen Wahlen aufgenommen, aus denen Nelson Mandela als Präsident hervorging. Zwei schwarze Männer mittleren Alters sind versunken in das Spiel der Könige, während an ihnen ein weißes Paar und eine schwarze Limousine vorbeirauschen. Eingefangen hat die Szenerie George Hallett in Melville, einem Ausgehviertel von Johannesburg. Gemächlich spielen die Kontrahenten schwarze gegen weiße Figuren aus, am Ende wird eine Farbe die andere besiegen. Vielleicht endet die Auseinandersetzung aber auch in einem Remis, mit dem beide Seiten leben können. Bleibt nur zu hoffen, dass das Spiel an einem Punkt angelangt ist, an dem keine weiteren Figuren mehr fallen müssen. TOBIAS NOLTE

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