leserinnenbriefe
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Ein dienstbarer Geist

■  betr.: „Arroganz der Aufklärung“, taz vom 9. 6. 10

Dieser Kommentar tut gut, als Bremse für die beunruhigende politische und mediale Zustimmung, die Herrn Gauck Rückenwind gab. Ein dienstbarer Geist der politischen Klasse, der fleißig mitgewirkt hat an einem Geschichtsbild, das weder den Menschen gerecht wird, die in der DDR gelebt, gearbeitet, geliebt, gehofft haben, oft voller Leidenschaft für die sozialistische Idee, noch der DDR als Staat, den diese vielen Menschen mitgeprägt haben, trotz Stasi und oft gegen die Sozialistische Einheitspartei. Die Chance, die er mit seiner Behörde gehabt hätte, zu einem differenzierten Bild 45-jähriger Geschichte des anderen deutschen Staates beizutragen, aus dialektischer Aufarbeitung einen Lernprozess für alle Menschen im Deutschland nach 1989 zu machen, hat er nicht genutzt. Die Offerte von SPD und Grünen könnte ihm endlich die Augen öffnen, welchen Zweck er nach der sogenannten Wende eigentlich erfüllt hat, und ihn zur nachdenklich-selbstkritischen Ablehnung bewegen. Ein politisch souveräner, innerlich unabhängiger Gauck müsste nicht eitel und selbstzufrieden sich selbst feiern, sondern wäre vielleicht Kerstin Decker zuvorgekommen und hätte würdevoll reagiert: Nicht ich, er, Schorlemmer, steht mit seinem unbeugsamen und gradlinigen Lebensweg für die innere Größe und politische Kraft zur Korrektur, die ein solches Amt verlangt. GÜNTER REXILIUS, Mönchengladbach

Warum soll ich Gebühren zahlen?

■  betr.: „Pauschale für alle!“, taz vom 7. 6. 10

Ich besitze keinen Fernseher, kein Radio, keinen Computer und kein Handy. Ich habe mich ganz bewusst gegen diese Geräte entschieden. Nachrichten erhalte ich aus der taz, Filme schaue ich im Kino. Internet im Internetcafe, das bezahle ich ja eh dann.

Bei mir im Haushalt ist also nirgends ein Gerät vorhanden. Ich zahle doch auch keine Hundesteuer, nur weil ich mal einen Hund haben könnte oder auf der Straße welche sehe. Warum soll ich ab 2013 GEZ (18 Euro) im Monat zahlen für eine Leistung, die ich bewusst nicht will? Auf meine Anfragen habe ich noch keine Erklärung erhalten. STEFAN VOM STEIN, Remscheid

Wer mehr hat, gibt mehr

■  betr.: „Gewollt, geplant, geplatzt“, taz vom 5. 6. 10

Um die Finanzierung unseres Gesundheitssystems langfristig sicherzustellen und dabei gerecht im Sinne von solidarisch zu bleiben, schlage ich Folgendes vor: 1. Alle in Deutschland steuerpflichtigen Personen müssen in einer gesetzlichen Krankenversicherung versichert sein. Das gilt also für Angestellte genauso wie für Beamte oder Selbständige. Wer mehr Service und Leistung möchte, kann zusätzlich eine private Krankenversicherung abschließen. 2. Die Bemessungsgrenze für den Krankenkassenbeitrag entfällt ersatzlos. Ich schätze, dass so der Beitragssatz auf 5 Prozent des Nettoeinkommens sinken könnte. Das würde beispielsweise bedeuten, dass eine Angestellte mit einem monatlichen Nettoverdienst von 1.200 Euro jeden Monat 60 Euro für die Krankenversicherung ausgibt, während eine Führungskraft mit einem monatlichen Nettoeinkommen von 5.000 Euro jeden Monat 250 Euro in die Solidarkasse „Krankenversicherung“ einzahlt. Und wer pro Jahr eine Million verdient, der zahlt monatlich 4.166,67 Euro Krankenversicherungsprämie. Das ist sicherlich viel Geld, dennoch bleiben dem Millionär 950.000 Euro im Jahr. Das halte ich für genug, um ordentlich leben zu können. Wer mehr hat, der sollte auch mehr geben – das ist ein einfaches Prinzip von Fairness und Gerechtigkeit. AXEL CHR. SCHULLZ, Duisburg

Weniger Treibstoff verbrauchen

■  betr.: „BP-Boykott stößt auf Skepsis“, taz vom 16. 6. 10

Die Argumentation von WWF und Greenpeace zum BP-Boykott leuchtet ein, am besten wäre es, weniger Treibstoff zu verbrauchen. Dazu eine Idee, im „Kleinen“ mal anzufangen: Einen Aktionstag auszurufen, an dem möglichst viele Autofahrer einen Tag lang bewusst Autobahn 100, Landstraße 80 fahren. Dieses gab es schon mal, damals „dem Wald zuliebe“. Wer weiß, vielleicht würde sogar der ADAC mitmachen, wenn man ihm das als Protest gegen hohe Benzinpreise verkauft. GERTRUD HASS, Carlsberg

Wohin mit dem Atommüll?

■  betr.: „Atomgegner vor heißem Herbst“, taz vom 15. 6. 10

Die Atomkraftgegner lassen auch keine Gelegenheit aus, das national wichtige Projekt Konrad (Endlager) doch noch zu Fall zu bringen. Darauf nehmen nur die radioaktiv strahlenden Abfälle „keine Rücksicht“. Bei allen juristischen Spitzfindigkeiten werden wir uns früher oder später über einen sicheren Verbleib des „Atommülls“ kümmern müssen oder eben auf dem strahlenden Müll „sitzen“ bleiben. CHRISTIAN LUKNER, Bonn