Noch keine Entwarnung für den Süden von Kirgisien

UNRUHEN Erneut Feuergefechte zwischen Usbeken und Kirgisen. Hilfe für Flüchtlinge angelaufen

UN-Flüchtlings- kommissar Antonio Guterres sprach von einer „Tragödie“

OSCH/MOSKAU dpa/afp | Nach den blutigen Unruhen in Kirgisien bleibt die Lage im Konfliktgebiet der zentralasiatischen Republik explosiv. Im Süden des Landes hätten sich in der Nacht erneut Kirgisen und Angehörigen der usbekischen Minderheit Feuergefechte geliefert und mit Granaten beschossen, teilte die Interimsregierung in der Hauptstadt Bischkek am Mittwoch mit. Angaben über Tote und Verletzte lagen zunächst nicht vor.

In den Städten Osch und Dschalalabad im Süden des Landes, in denen in den vergangenen Tagen mindestens 179 Menschen ums Leben gekommen waren, seien viele Wohnviertel von Rettungskräften und Polizei abgesperrt, meldete die kirgisische Agentur Akipress.

Unterdessen ist die internationale Hilfe für die zehntausenden Flüchtlinge in der Region angelaufen. Im usbekischen Andischan landete am Mittwoch ein Flugzeug mit 800 Zelten des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR. UN-Flüchtlingskommissar Antonio Guterres sprach von einer „Tragödie“ und rief die internationale Gemeinschaft zum Handeln auf.

Im Laufe des Tages sollten dort zwei weitere Hilfsflüge des UNHCR eintreffen. In der kirgisischen Hauptstadt Bischkek landete ein russisches Flugzeug mit Zelten und Decken. Im Zuge der Gewalt zwischen Kirgisen und Angehörigen der usbekischstämmigen Minderheit waren in den vergangenen Tagen aus Kirgistan mehr als 75.000 Menschen in das benachbarte Usbekistan geflüchtet. Weitere 200.000 Menschen sind laut UNHCR innerhalb Kirgisiens auf der Flucht.

Die Europäische Kommission stellte für die Flüchtlinge 5 Millionen Euro Soforthilfe bereit. Das Geld werde vor allem für medizinische Versorgung, Lebensmittel, Wasser und Unterkünfte verwendet, hieß es in Brüssel. Die USA kündigten an, den für Süd- und Zentralasien zuständigen Abteilungsleiter im Außenministerium, Robert Blake, in die Region zu schicken, um den Hilfsbedarf zu klären. Washington stellte nach eigenen Angaben bislang Hilfsgüter im Wert von fast einer Million Dollar (815.000 Euro) bereit.

In Moskau wurde am Mittwoch der Sekretär des kirgisischen Sicherheitsrats, Alik Orosow, zu Verhandlungen über ein mögliches militärisches Engagement Russlands in der Krisenregion erwartet. Orosow will im Gespräch mit Außenminister Sergei Lawrow klären, ob das von Russland geführte Militärbündnis Organisation des Vertrages über kollektive Sicherheit (OVKS) Friedenssoldaten in das Hochgebirgsland an der Grenze zu China entsenden wird.