Anschlag in Sri Lanka

64 Menschen sterben. Regierung und LTTE-Rebellen schieben sich gegenseitig die Verantwortung zu

COLOMBO ap/dpa/taz ■ Eine Minenexplosion im Norden Sri Lankas hat gestern mindestens 64 Menschen in den Tod gerissen, darunter 15 Kinder. Der Sprengsatz explodierte unter einem Bus mit Pendlern und Schulkindern. 78 weitere Menschen wurden nach Angaben eines Krankenhausarztes verletzt. Die Regierung machte die tamilischen Rebellen für die Explosion verantwortlich. Es war der schwerste Zwischenfall seit Beginn der Waffenruhe zwischen der Rebellenbewegung Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) und der Regierung 2002.

Die LTTE wies jede Beteiligung an der Explosion in Kabithigollewa, rund 210 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt, zurück. Die Rebellenbewegung verurteile den Angriff gegen Zivilpersonen auf das Schärfste, hieß es in einer Erklärung auf einer den Rebellen nahe stehenden Website. Die Rebellen wiesen die Verantwortung für den Anschlag vielmehr paramilitärischen Truppen zu. Gegenüber der BBC sagte ein LTTE-Sprecher, diese Paramilitärs seien für viele Bombenanschläge gegen die LTTE, aber auch gegen tamilische Zivilbevölkerung verantwortlich.

Unmittelbar nach dem Anschlag bombardierte die srilankische Luftwaffe die Stadt Mullaittivu, eine Hochburg der LTTE im Rebellengebiet im Nordosten der Insel. Augenzeugen sagten, Stellungen der LTTE seien außerdem mit Artillerie angegriffen worden. Dabei wurden laut Rebellenangaben zahlreiche Menschen getötet. An dem Einsatz seien zwei Kampfflugzeuge beteiligt gewesen, hieß es auf der Website.

Militärsprecher Prasad Samarasinghe bestätigte die Luftangriffe. Das Ziel der LTTE-Rebellen sei Terror, sagte Samarasinghe. Wir müssen das Waffenstillstandsabkommen ernsthaft überprüfen und es möglicherweise neu überarbeiten“, sagte Regierungssprecher Keheliya Rambukwella.

Die LTTE kämpfen seit 1983 für einen eigenen Staat. sie werfen der singhalesischen Mehrheitsbevölkerung Diskriminierung vor. Die gewaltsame Auseinandersetzung hat bislang 65.000 Menschen das Leben gekostet. Im Februar 2002 vereinbarten Regierung und Rebellen unter der Vermittlung Norwegens eine Waffenruhe, Friedensgespräche liegen zurzeit aber auf Eis. In den vergangenen Monaten hat die Gewalt wieder zugenommen, der jüngste Zwischenfall schürte die Angst vor einem neuen Krieg. Seit Jahresbeginn wurden mehr als 700 Menschen getötet, darunter Zivilisten, Soldaten und Rebellen.

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